Mein letzter Blogbeitrag liegt nun schon längere Zeit zurück und heute morgen hat mich das schlechte Gewissen geplagt. Ich habe lange überlegt, welches Thema ich wohl dieses Mal aufgreifen könnte und bin dann letztlich bei einer persönlichen Note gelandet. Ein kleines Interview mit mir selbst. Bitte nicht alles zu ernst nehmen. 🙂

Hallo Marcel! Stell dich doch bitte kurz vor.

Stell du dich doch kurz vor!

Haha. Ach komm schon, du musst schon mitspielen.

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Foto: Karl Kratz <3

Mein Name ist Marcel Schrepel, ich bin 34 Jahre alt und geschäftsführender Gesellschafter der trust in time UG. Nach meinem Wirtschaftsabitur am OSZ Handel, Banken und Versicherungen in Berlin habe ich meinen Zivildienst in der administrativen Verwaltung eines Behindertenfahrdienstes abgeleistet. Dann war ich ein paar Jahre mehr oder weniger erfolgreich als Event Manager und Musiknarr selbstständig. Ich hatte jedoch irgendwann arge Life-Work-Balance Probleme und mochte diese Nachtarbeit und den Druck nicht mehr. Nach einer Neuorientierung, bin ich dann mit Mitte 20 langsam in die Start-Up Szene gerutscht. Es waren nur kleinere Jobs und keine wichtigen Positionen. Diese Start-Up Atmosphäre fand ich richtig kacke.

2011 habe ich noch einmal angefangen zu studieren, Wirtschaftskommunikation an der HTW Berlin. Das Studium war unter anderem auch strategisch gedacht, als Bereicherung meiner Vita und meinem Wirtschaftshintergrund und zur wissenschaftlichen Fundierung meines Arbeitsbereiches. Schon zu Beginn des Studiums hatte ich, aufgrund meiner Spezialisierung, schon wirklich hochrangige Positionen im Bereich Online Marketing…und das als Werkstudent. Das fand ich aber auch Mist. Ich kam mir ständig ausgenommen vor. Angestellt sein ist einfach nicht so mein Ding. Ich habe mehrmals gehört: „Marcel, du bist ein schlechter Mitarbeiter aber du wärst ein fantastischer Chef!“. Das ist dann auch hängen geblieben. Anfang 2013 habe ich gegründet. Meine Abschlussarbeit schrieb ich über das Thema „Notwendigkeit von SEO für KMU“.

Ich sagte „kurz vorstellen“ und nicht „Lebensgeschichte“!

Das ist mein Interview und mein Blog. Ich kann sagen was ich will!

Kommst du dir nicht ein bisschen blöd vor, dich selbst zu interviewen?

Das musst DU gerade sagen! Ha Ha

…Aber bitte erkläre doch den Lesern mal ganz kurz, wirklich kurz, was das soll.

Ist doch super sich selbst zu interviewen! Man kann sich all die Dinge fragen, die einen interessieren. Man kann sich fragen was man will und worauf man die schlausten Antworten hat. Mich fragt ja auch sonst keiner.

Dein Ernst!? Ok, lassen wir das. Fahren wir fort.

Warum denn fort fahren!? Lass uns lieber hier bleiben! Ha Ha

Du kannst es nicht lassen oder? Alter Kasper! 

Sieh mal, Humor ist eine wichtige Brücke zwischen uns Menschen. Ich würde fast sagen, dass Humor jegliche Arten von Menschen verbinden kann, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft oder Einkommensverhältnisse. Ich bin von Natur aus ein lustiger Mensch und ich bin mit Humor und Sarkasmus stets besser weitergekommen als durch trockenes Gequatsche. Mag sein, dass dies bei einigen Menschen weniger seriös ankommt, aber ich komme im Alltag so super zu Recht. Und Humor beeinträchtigt nicht im Geringsten meine Kompetenzen oder meinen Intellekt. Neben all den Fachartikeln und trockenem SEO Gedöns ist es doch mal ganz nett, ein wenig etwas von sich selbst zu erzählen und die Menschen etwas zu unterhalten. Unterhaltung hat die Leute schon im alten Rom beruhigt.

Aha, „lustig“ also. Bist du mit deinem Humor schon mal aufgelaufen?

Ja, öfters schon. Es gibt einfach Situationen wo man besser nichts sagt. Das lernt man dann aber auch ganz schnell. Aber grundlegend kann ich schon gut einschätzen wo es passt und wo nicht. Situationskomik mag ich besonders, also „Freestyle Humor“. Sachen ausspinnen und so etwas. Andere nennen das auch „Brainstorming“ oder „Mind Mapping“.

Erzähl doch mal ne lustige Anekdote!

Ich war vor 3 Jahren mal auf der Connecticum in Berlin, angeblich Deutschlands größte Karriere- und Recruitingmesse. Eine riesengroße Casting-Area und nur Studenten. Ich bin im Anzug dahin und habe sonst etwas erwartet. Dann war ich einfach nur enttäuscht, wie aufgeblasen das alles ist und konnte mich im Anzug dann auch selbst nicht mehr ernst nehmen. Dann hab ich angefangen mir die Zeit zu vertreiben.

Ich bin dann am Stand der Schufa gelandet und hab gefragt: „Wen muss man denn hier fi****, dass mein Eintrag bei Euch gelöscht wird?“

Ich glaube der eine hatte sich vor Lachen sein schönes Hemd mit Kaffee vollgespuckt und der benachbarte MLP Stand hat mich gleich zu sich gewunken und wollte mich anwerben. Das war echt amüsant. Da habe ich viel gelacht…mehr aber auch nicht. Schon deprimierend, wie sich die großen Buden um den kompetenten Nachwuchs reißen. Und damit meine ich nicht nur mich. Die nachrückende Generation, vor allem die die richtig was auf dem Kasten haben, hat ganz andere Werte und Vorstellung von Arbeit.

Was reizt dich am Online Marketing? 

Die Möglichkeiten, die rasante Entwicklung und die Technologien. Ich mag Abwechslung und im Online Marketing hat man wöchentlich Abwechslung. Mal kreativ, mal konzeptionell, mal dies mal das. Es gefällt mir in der Branche einfach. Die Leute sind lockerer und durch den enormen Fachkräftemangel ist die Branche auch relativ „Competition“ befreit, was den öffentlichen Austausch und den Community Gedanken mehr wachsen lässt. Man hat auch selbst mehr Raum sich zu entfalten und sich zu positionieren. Online Marketing lässt dir auch viel Freiraum für Experimente und Studien, Neuorientierung und Innovation. Das ist halt schon was anderes als bei der Müllabfuhr: Tonne abholen, auskippen, wieder hinstellen – Was will man da noch groß optimieren oder innovieren?

Wo positionierst du dich persönlich?

Modern. International. Simpel. Effektiv. Stay hungry.

Wo liegen die Stärken bei trust in time?

Definitiv in den Kernkompetenzen der Gründer. Wir sind ein Gemisch aus fast 20 Jahren IT- und Softwareentwicklung, internationale Beziehungen und Marketing, PR und Wirtschaftswissenschaften. Noch dazu sind wir alle gut befreundet, was sich auf das gesamte Unternehmen und seine Atmosphäre auswirkt. Ich habe ein großes kompetentes Netzwerk, das macht uns sehr flexibel und wandelbar. Außerdem bekommt man durch diesen Kompetenzmix eine andere Sicht auf die Dinge. Es sind halt nicht immer nur die Marketing-Dudes, sondern manchmal auch unternehmerische Basics, Technik und Prozesse. Wir liefern den Kunden nicht nur das was Sie brauchen, wir liefern Ihnen auch noch das, wo sie vorher gar nicht wussten das sie es brauchen. Empathie und zwischenmenschliche Stärke, das macht in meinen Augen 50% eines guten Unternehmens aus. Der Rest ist Know-How, Kompetenz und Gründlichkeit.

trust in time ist ein kleines Unternehmen, da müssen wir uns nicht künstlich aufbauschen. Wir sind (noch) keine GmbH, was aber nichts über Kompetenz und Potenzial aussagt. Jeder fängt mal klein an und wenn man gesund wachsen möchte, dann muss alles peu á peu laufen. Wir haben keine Investoren und keinen Wachstumsdruck. Angefangen haben wir quasi nur mit etwas Stammeinlage, einer Vision und den bloßen Händen.

Wieso hat dein Blog nur noch so selten Beiträge?

Ach naja, so ist das eben mit der Zeit. Man kann sich nicht zweiteilen. Wenn du immer 24/7 Projekte stemmst und dich um die Firma kümmerst, dann bleibt da am Ende des Tages einfach keine Zeit mehr, sich mit einem 2000 Wörter starken Fachartikel zu beschäftigen. Ich finde das auch schade, gerade weil ein Blog ja von kontinuierlichen Inhalten lebt. Aber ein erfolgreicher Blog braucht Manpower und Autoren. Alleine wird man das nicht schaffen können es denn, man hat zuviel Freizeit. Ich denke mal jeder der bloggt, wird das an dieser Stelle hier nachvollziehen können. In der SEO Szene wurde ja auch spekuliert, dass die SEO Beiträge weniger geworden sind, weil SEO keine Inhalte mehr hergibt. Das ist aber einfach falsch. Man muss auch mal sehen, dass die ganzen Blogger auch Unternehmer oder Selbstständige sind. Wenn das Auftragsbuch voll ist, dann geht die Arbeit nunmal vor. Weniger „mediale Präsenz“ kann auch einfach bedeuten: Die haben alle Hände voll zu tun.

Wo siehst du dich in 5 Jahren?

Sehr schwierige Frage. Ich kann ja die Zukunft nicht vorhersagen, aber ich kann sagen was ich mir wünsche. Auf jeden Fall international und schwer spezialisiert. SEO war für mich ein unternehmerischer Einstieg, aber dieser Bereich ist mittlerweile übersichtlich geworden. Ich glaube, dass SEO in 5 Jahren eine Dienstleistung sein wird wie Werbetexte schreiben. Deshalb sehe ich uns da in 5 Jahren nicht mehr unbedingt schwerpunktmäßig da. Das ist ja sogar schon jetzt nicht mehr so. Unser USP ist die fachliche und sprachliche Kompetenz in Bezug auf Online Marketing in Russland. Da gibt es jetzt schon sehr wenige Agenturen, die das in Deutschland machen. Da wir mittlerweile auch für russischen Unternehmen in Deutschland tätig werden, also genau umgedreht, sehe ich da auf jeden Fall Ausbaupotenzial für die Zukunft. Trotzdem kann man nie genau sagen, wo man in 5 Jahren stehen wird.

Wieso hast du damals eigentlich diese kritische Noblego Analyse gemacht und auch später noch einmal diesen Beitrag über Meinungsführer? Das hat ja ein paar Leuten vor den Kopf gestoßen.

Sieh mal, ich bin im Marketing tätig. Ich habe Wirtschaftskommunikation studiert, habe eine Online Marketing Firma und schon damals zu meinen Eventmanagement Zeiten habe ich genau gewusst, wie ich etwas medial präsentieren muss, damit es die gewünschte Aufmerksamkeit bekommt. Wir müssen uns hier gar nichts vormachen. Auch wenn die Beiträge für mich nach wie vor inhaltlich absolut korrekt sind, so habe ich natürlich absichtlich polarisiert. Ich wollte natürlich auch erreichen, dass diese Beiträge Aufmerksamkeit bekommen und das erreichst du nicht durch Beileidsbekundungen. Bei der Noblego Analyse war das einfach nur der kritische Unterton und die Ausführlichkeit, der die Leute interessiert. Noblego hat damals mit dem Thema „Wir wurden mit Blackhat SEO angegriffen!“ große Wellen geschlagen und durchaus auch große Reichweite bekommen. Und da kann mir auch keiner erzählen, dass Noblego die Geschichte nicht selbst für sich genutzt hat! Das war ein ernstes Thema, allerdings waren mir die Belege und ein Screenshot der Serverauslastung dann doch etwas zu wenig. Also bin ich dem mal nachgegangen – öffentlich.

Der Artikel über Meinungsführerschaften kam allerdings total falsch rüber und ist etwas in die Hose gegangen. Nicht mal inhaltlich sondern vielmehr wegen der Namen, die genannt wurden. Ich sage heute noch, dass der Beitrag inhaltlich absolut korrekt ist, allerdings sollte man sich überlegen, ob man Namen nennen sollte. Vor allem Namen von Personen, die man a) gar nicht persönlich kennt (kannte) und b) die man nicht einmal zu Wort kommen lässt. Das hab ich im Nachhinein auch eingesehen. Bei Karl hab ich mich auch entschuldigt und ich hoffe die anderen nehmen es sportlich. Schließlich sind wir hier nicht bei der BILD Zeitung. Da habe ich auf jeden Fall  dazugelernt, bei solchen Themen dann doch etwas differenzierter zu sein. Auf der anderen Seite hätte man die beschriebenen Effekte ohne reale Beispiele nicht so gut darstellen können.

Vielen Dank für das Gespräch!

Danke für das Selbstgespräch! 😀