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Beim Prüfen der Domainkennzahlen genauer hinschauen
Suchmaschinenoptimierer arbeiten bekanntlich sehr genau. Schon im Prozess der Domain Analyse werden akribisch alle Daten gesammelt, die bei der Ausarbeitung der späteren SEO-Maßnahmen von Bedeutung sein können. Selbst wenn Daten oftmals ganz offensichtlich auf ein Problem deuten, z.B. eine Abstrafung durch Pinguin oder Panda, sollte man dennoch die kausalen Zusammenhänge prüfen und keine voreiligen Schlüsse ziehen. Das Fehlinterpretieren von Daten oder das Nichtwissen um Zusammenhänge kann sich negativ auf die Effekte der Suchmaschinenoptimierung auswirken.
Anhand des folgenden kurzen Beispiels möchte ich aufzeigen, dass gründliche Ursachenforschung einer der wichtigsten Bestandteile der SEO-Analyse ist. So ist z.B. ein Abfall des Sichtbarkeitsindex nicht immer auf eine Google Penalty zurückzuführen. Es sei mir bitte nachgesehen, dass ich aus Datenschutzgründen keine konkrete Domain benennen kann. Dennoch dürfte alles nachvollziehbar und logisch sein.
Zahlen sind gut, Zusammenhänge sind besser
Wie uns die obigen Abbildungen zeigen, gab es bei dieser Domain einen absoluten Absturz des Sichtbarkeitsindex, unmittelbar nach den Google Panda Updates. Die Markierungen A, B und D sind Panda, C markiert das Google Page Layout Algorithm Update. Man sieht auch, dass sich die Domain nach dem Absturz um ca. April 2012 nie wieder vollständig „erholt“ hat.
Was ist das Google Panda Update und was macht es?
Das Google „Panda“ Update ist ein Algorithmus-Update und wurde erstmals gegen Ende 2011 ausgerollt. Das Panda Update sollte die Qualität der Suchergebnisse erhöhen und Seiten, die einen Mehrwert für Nutzer bieten, belohnen. Qualitativ minderwertige Websites wurden hingegen abgestraft und in den Rankings gedrosselt.
Weiterführende Informationen zum Panda Update gibt es hier.
Die Ursachen kennen / Zusammenhänge hinterfragen
Zuallererst ließe sich, bei dem Einbruch des Sichtbarkeitsindex kurz nach dem Panda Update, wohl jeder von uns zu der Annahme hinreißen, dass der Content der Seite minderwertig war und die Website deshalb damals von Panda abgestraft wurde. Prinzipiell kann dies bei solchen eindeutigen Zahlen auch wirklich die Ursache sein, wie z.B. oft bei Pinguin Penaltys. Schaut man aber genauer hin so wird klar, dass die Website ein komplettes Redesign erfahren hat. Genau genommen nicht nur eins.
The Wayback Machine – Lebenslauf einer Domain
Ein Redesign und komplett neue Inhalte können, vor allem wenn es von Nicht-SEO-Menschen gemacht wurde, der Tod für alle bisherigen Rankings sein. Nicht nur weil dabei oft viele Backlinks nutzlos gemacht werden (fehlende Redirects).
Wie im oben gezeigten Beispiel, hat sich auch in diesem Fall der Sichtbarkeitsindex nach einem Redesign verabschiedet. Die beste Methode, um Redesigns oder einschlägige Website-Änderungen ausfindig zu machen, ist die „The Wayback Machine“, ein Projekt der Non-Profit Organisation „Internet Archive“.
Dort findet man zu (fast) jeder Website unregelmäßige „Momentaufnahmen“ bis an die „ersten Schritte einer Website“ zurück. Das Aussehen einer Website kann zwar nicht auf einen Tag genau überprüft werden, allerdings reicht die Archivierung absolut aus um zu erfahren, ob und wann ca. das Design und die Inhalte einer Website verändert wurden.
1 und 1 zusammenzählen
Für meine Beispiel Domain konnte ich in Erfahrung bringen, dass die Website ca. im März 2012 komplett verändert wurde. Das zeigten mir die beiden Archivierungspunkte im Februar und im April (Abbildung oben). Der Abfall des Sichtbarkeitsindex geschah so um März / April 2012. Dies würde sich zeitlich decken.
Die Inhalte und das Design wurden zwar geändert, jedoch nicht der Themenschwerpunkt der Seite.
Schlüsse ziehen
Doch damit nicht genug: Schaut man sich den Verlauf des Sistrix Sichtbarkeitsindex nochmals genauer an, so lässt sich sogar erkennen, dass die Domain mit Einführung des ersten Panda Updates sogar einen enormen Bonus bekommen hat, welcher dann aber durch das Redesign wieder zerstört wurde.
Die „kleine Rückkehr“ des Sichtbarkeitsindex im Juni 2013 ist wiederum auf ein weiteres Redesign zurückzuführen.
Fazit
Nicht immer betrifft ein Einbruch der Rankings, im historischen Verlauf gesehen, die aktuelle Version einer Website. Es ist ratsam, im Zweifelsfall beim Kunden nachzufragen oder eben The Wayback Machine zu nutzen um zu sehen, ob und wann eine Website evt. verändert wurde. Und nicht immer ist ein Suchmaschinenalgorithmus für den Einbruch der Rankings verantwortlich.
Es bleibt jedoch schwierig zu evaluieren, wieso sich die Domain, obwohl sie sich thematisch nicht verändert hat, ihre Sichtbarkeit nicht wieder erlangt hat. Hier würde mich auch interessieren, ob Sistrix bei der Berechnung des Sichtbarkeitsindex „alte Daten“ als Bemessungsgrundlage heranzieht. Quasi der Vergleich von „Heute“ und „Damals“.
Eine grundlegende Erkenntnis ist jedoch, dass ein Redesign und die Veränderung von Inhalten problematisch sein können, wenn man sich dabei nicht an ein paar SEO-Grundregeln hält. In meinem Beispiel ist die Seite durch Panda in den Keller gewandert. Das ist mehr als logisch, weil Panda auf die Qualität einer Website abzielt. Vermutlich wurden durch das Redesign und die Veränderung der Seitenstruktur auch wertvolle Backlinks zerstört, weil diese jetzt auf eine 404-Seite verweisen und kein Redirect gesetzt wurde. Ganz wichtig an dem Beispiel ist jedoch, dass die Vergleichsdaten nicht die aktuelle Version der Website betreffen, sondern eine ältere, komplett andere. Dies ist vor allem dann wichtig, wenn man die Ursachen einer Abstrafung erforscht. Übersieht man diese Zusammenhänge, dann läuft man Gefahr die aktuelle Website als „Übeltäter“ zu betrachten und nicht die „Vorfahren“.
Prinzipiell durfte die in diesem Beitrag beschrieben Arbeitsweise für viele nichts Neues sein, dennoch zeigt mein Beispiel einmal mehr, wie wichtig eine gründliche Recherche bei der Beurteilung der Ausgangslage ist. Was auch deutlich wird ist, dass man sich bei einem geplanten Redesign oder strukturellen Änderungen unbedingt Beratung aus dem Bereich der Suchmaschinenoptimierung mit einbeziehen sollte.
Mir geht es hier gar nicht so sehr darum, dass ein Redesign problematisch sein kann sondern vielmehr um die Betrachtung des historischen Verlaufs einer Website, der oftmals vernachlässigt wird weil man in seiner „SEO-Routine“ nur noch Daten abarbeitet.
Edit: Eine noch viel wichtigere Frage, die offen bleibt: „Inwieweit straft Google komplette Redesigns und das Verändern von Inhalten und Struktur ab?“ – Kann man überhaupt von „Abstrafung“ sprechen wenn eine Neubewertung vorliegt?
Du hast Anmerkungen, Ergänzungen oder Kritik? Dann freue ich mich auf ein Kommentar!