SEO – Wo gehts hin?

Ich bin ja selbst kein Freund von Prognosen und „SEO Trends“, aber das sich im Bereich der Suchmaschinenoptimierung gerade sehr viel ändert, und in den letzten 2 Jahren geändert hat, dass kann man einfach nicht leugnen. Aus den Veränderungen der Anforderungen der Suchmaschinen an Content und Websites ändert sich aber nicht nur das Fachgebiet „SEO“, sondern zwangsläufig auch die gesamte Arbeitsweise. Aktuell bekommt man diesen Wandel bei fast allen „SEO-Institutionen“ mit. Alternative Arbeitsweisen und Substitutionsmethoden sind hoch im Kurs.

In diesem Beitrag möchte ich ich gerne kurz meine eigene Prognose zur Entwicklung der Arbeitsweise in der Suchmaschinenoptimierung abgeben, nicht zuletzt weil wir bei trust in time teilweise schon erfolgreich so arbeiten bzw. in der Praxis diese Veränderungen bereits erleben.

1. SEO Allgemein

Yellow toy robot is looking surprised up in the air

© Carsten Reisinger – Fotolia.com

Machen wir uns nichts vor, SEO ist keine Nische mehr und in vielen Unternehmen angekommen. Die Unternehmen haben die Wichtigkeit von Onlinemarketing und SEM längst begriffen. Größere Unternehmen und Konzerne haben in den letzten Jahren sogar SEO Inhouse eingeführt bzw. neue, eigene Abteilungen gebildet, was ich persönlich vor allem bei Konzernen beobachte. Das ist eine logische und auch betriebswirtschaftliche Konsequenz, da die Auslagerung von SEO mit enormen Kosten verbunden ist. Die Eingliederung von SEO (Onlinemarketing allgemein) in die eigene Firmenstruktur spart nicht nur Budget, sondern macht das eigene Marketing autonomer und flexibler. Auch ist das Wissen um SEO und ihre Prozesse einfacher zugänglicher und besser zu verstehen. Google selbst betreibt selbst „Aufklärungsarbeit“ für eine erfolgreiche Website, Matt Cutts ist über die Jahre zu einer Medienfigur mutiert. Mit dem eigenen E-Book „Einführung in die Suchmaschinenoptimierung“  macht Google SEO transparent und für jedermann möglich. Durch seine Algorithmusänderungen und Anti-Spam-Methoden sind Bereiche wie z.B. Blackhat oder Linkbuilding fast im Nirgendwo verschwunden. Was bleibt ist eine übersichtliche Liste von Einflussfaktoren und Maßnahmen, die sich heutzutage jeder aneignen kann. Man kann davon ausgehen, dass deshalb der Wissenstand um SEO auf Kundenseite gewachsen ist und deshalb der Stellenwert eines externen SEO für die Kunden gesunken ist. Unlängst stellen Unternehmen ganz gezielt Personal für den Bereich SEO ein und Werkstudenten werden auf entsprechende Stellen gesetzt. Man darf hier natürlich völlig zu Recht die Kompetenzverteilung diskutieren, doch darum geht es nicht.

Ausblick:

Man wird den Kunden zukünftig (und auch jetzt schon) keine „nerdige Nische“ mehr verkaufen können. Spezialisierung ist nach wie vor und auch in Zukunft gefragt, jedoch reduziert sich das SEO Thema weiter in seiner Komplexität und macht diesen Sektor auch „do-it-yourself“ – mäßig für die Kundenseite selbst zugänglich. Spezialisierung und „Detailarbeit“ wird nach wie vor gefragt sein, jedoch denke ich, dass Unternehmen den Spagat zwischen Kompetenz und Vorrantreiben machen werden. Ich sehe SEO in Zukunft mehr in einer beratenden Funktion und im Bereich der Analyse und Zuarbeit. Klassische SEO Agenturen mit nur diesem einen Aufgabenbereich werden es zukünftig schwer haben. Ein entsprechendes „Umdenken“ erlebt die SEO Szene ja bereist jetzt schon.

1. OnPage Optimierung

Wie eben genannt, hat sich auch dieser Bereich gewandelt. Google lobt heute Websites, die sich einfach an ein paar Grundregeln halten und Besucher begeistern können. Das hat zur Folge, dass Unternehmen immer mehr den Fokus auf z.B. responsives Webdesign, Content und Werbetexte legen. Die massive Vorgehensweise von Google gegen Linkspammer und der neuartige Qualitätsanspruch hat auf Kundenseite eine „allgemeine Entspannung“ zum Thema SEO ausgelöst. Man ist mehr und mehr davon überzeugt, dass SEO keine Tricks braucht und auch keine „Zauberei“. Das macht es für SEO Dienstleister, wie schon eben erwähnt, nicht einfacher, Ihre Daseinsberechtigung und ihre „speziellen Fähigkeiten“ zu verkaufen.

High angle view of people connecting puzzle pieces over white background

© apops – Fotolia.com

Ausblick:

Unternehmen werden den Bereich der OnPage Optimierung zukünftig in den Entstehungsprozess einer Website implementieren. Ich beobachte diesen Trend ebenfalls bei großen Konzernen. Das Thema SEO, OnPage, Page Speed, Technik usw. steht vor einem Relaunch hoch oben auf der Agenda. Auch hier sehe ich bei den SEO Agenturen und Dienstleistern zukünftig nurmehr die Rolle der Zuarbeit, Recherche und Analyse. Ich gehe stark davon aus, dass sich die Themen „Online Recherche“ und „Wettbewerbsanalyse“, wie schon seit eh und je im Marketing verankert, durchsetzen werden. Stichworte: SWOT-Analyse und 5 Forces nach Porter.

2. Keyword Recherche

Analysen und Recherchen sind ja jetzt schon im Mittelpunkt einer jeden SEO Maßnahme. Das Thema Positionierung ist für Unternehmen auch Online ein wichtiges Thema. Potenzialanalysen und CPC sind schon jetzt entscheidende Faktoren bei der Planung einer Kampagne. Analysen und Keyword Recherchen sind zwar im Grunde leicht zu meistern, jedoch benötigen diese Prozesse einen enormen Tiefgang mit Weitsicht. Hier sehe ich den Vorteil ganz klar auf spezialisierter Agenturseite. Dieser Teil wird meiner Meinung nach immer ein wichtiges Aufgabenfeld bleiben, dass nicht mit Werkstudenten oder Quereinsteigern abzudecken ist.

Ausblick:

Ganz klar ein Themengebiet, dass auch in Zukunft noch eine große Bedeutung haben wird. Sei es bei der Positionierung im Web, der Planung einer AdWords Kampagne oder bei einem Markteintritt. Um diesen Thema werden Unternehmen niemals herumkommen und auch nicht um stark spezialisierte Fachkräfte.

3. Linkbuilding

Dazu muss man ja nicht mehr viel sagen. Googles Abstrafung von Linknetzwerken und das Pinguin Update sollte jedem ein Begriff sein. Die alte Trickkiste funktioniert einfach nicht mehr. Massenhafter, künstlicher Linkaufbau und Pseudo-SEO´s werden das Nachsehen haben. Die Möglichkeiten, hier noch zu tricksen sind rapide gen null gesunken. Warum dieses Vorgehen von Google positiv zu sehen ist, dass habe ich in diesem Beitrag ausführlich erläutert.

Ausblick:

Linkbuilding ist tot, jedenfalls in Bezug auf die klassische Definition. Dieser Teil der OffPage Optimierung hat sich bei der Suchmaschinenoptimierung wohl am stärksten verändert. Im Grunde bestand Linkbuilding eigentlich nur aus dem künstlichen Aufbau von Backlinks, teilweise auch mit spammy methods. Linkbuilding ist in seiner Entwicklung schon so weit von der alten Aufgabenbeschreibung entfernt, wie die Sonne von der Erde. Statt Linkkauf, Forenspam usw. wird Linkbuilding in der Zukunft nur noch ein Begriff sein, der allenfalls noch von der PR-Abteilung oder einem Konzeptionierer erwähnt wird. Schon jetzt ist „Linkbuilding“ im klassischen Sinne schon gar nicht mehr Teil der SEO, schon allein weil ein reiner SEO-Dienstleister die Anforderungen an „organisches Linkbuilding“ nicht mehr erfüllen kann.

4. Blackhat SEO

brennende Kerzen im Dunkeln

© PiPix – Fotolia.com

Den Abschnitt kann man auch getrost mit dem Ausblick zusammenlegen:

Ich denke, dass es immer Leute geben wird, die Mittel und Wege finden, Google zu „bescheissen“. Wenn man aber über Nachhaltigkeit nachdenkt und die Intervalle, in denen Google Algorithmus-Anpassungen vornimmt, dann sehe ich hier im wahrsten Sinne des Wortes „schwarz“. Blackhat SEO hat eine ganze Weile super funktioniert und auch ein paar der deutschen SEO´s groß gemacht. Aber die Zeiten sind vorbei und der Begriff „Blackhat SEO“ wird höchstens noch in einem Glossar auftauchen, nicht jedoch auf einer Agenda.

5. SEO Consulting

Diesen Bereich möchte ich gerne besonders hervorheben, weil ich denke, dass dies zukünftig der Kern von SEO sein wird. Wie eingehens erwähnt, hat sich die Kundenseite bereits selbst SEO Wissen angeeignet und weiß um Prozesse und Auswirkungen Bescheid. Google selbst hat durch seine Evolution und die Weiterentwicklung des Algorithmus die Möglichkeiten von SEO stark eingeschränkt.

Consulting gehört ja jetzt schon zu den essentiellen Bestandteilen des Portfolios einer SEO-Agentur. Analysen, Strategie, Einschätzung, Erfolgsaussichten, um nur ein paar zu nennen, sind alles Dinge, für die man eine Fachtiefe, Erfahrung und Spezialisierung benötigt. Meiner Meinung nach, ist die Kernkompetenz jeder jetzigen SEO Agentur: Das Internet und den Onlinemarkt in seiner Gesamtheit zu kennen, über Neuerungen und Technologien Bescheid wissen und über Notwendiges und Überflüssiges zu Entscheiden. Das kann wirklich nur ein Fachmann.

Ausblick:

So pessimistisch und negativ sich der Großteil meines Artikels lesen mag, umso positiver sehe ich der Zukunft entgegen. Heutige SEO Agenturen werden zwar ihr Spektrum vergrößern müssen, um Bestehen zu bleiben, allerdings ist das Basiswissen und die Erfahrungen, die aus der reinen SEO-Tätigkeit generiert wurden, die wichtigste Kompetenz, die einen solchen Dienstleister auch zukünftig unersetzbar macht. Ich denke, dass  sich der Bereich Consulting, ähnlich wie bei der Unternehmensberatung, hin zum „Digital Consulting“ entwickeln wird. Die reine SEO-Beratung gibt es dann nicht mehr in seiner ursprünglichen Form, wohl jedoch als spezialisierte Betrachtung des gesamten Web 2.0 und z.B. Besucherströme, Conversion Optimierung, Usability usw.

Falls von SEO irgendwann überhaupt noch etwas übrig bleibt, dann ist es der Consulting Sektor. Denn die benötigten Erfahrungswerte und das Know-How wird sich kaum ein Unternehmen selbst aneignen können.

 

Fazit

Dieser Beitrag spiegelt meine persönliche Meinung wieder und ist bitte nicht als globale Aussage zu verstehen. Einige Punkte ergeben sich mir logisch, andere aus Erfahrungswerten.

Ich weiß, dass es einige Leute gibt, die die massiven Veränderungen und ihre Auswirkungen auf die Arbeitsweise nicht wahrhaben wollen und auf Teufel komm raus die Position vertreten, SEO sei der Mittelpunkt des Onlinemarketing. Oder Menschen, die auf die Erfahrung pochen, dass sie schon vor 20 Jahren SEO betrieben haben und diese Erfahrung in irgendeiner Weise relevant für Erfolg ist. Diese Einstellung ist aber falsch und sie wird, im Falle des Beharrens darauf, todsicher gegen die Wand fahren. Weil 1. diese alten Methoden nicht mehr funktionieren,  2. weil sich der technologische Fortschritt und das Consumer Verhalten ständig verändern und 3. weil Google letztlich Notwendigkeit von SEO diktiert und damit unsere Arbeitsweise. Das verdeutlicht einmal mehr, in welcher Abhängigkeit man eigentlich steht.

Ich kann es nicht oft genug sagen: Wir SEO´s sind und waren doch nur „geduldete Parasiten“ an Google´s Bein, die sich während der Anfangszeit, der heute weltweit größten Suchmaschine, durch spezielles Wissen um Prozesse und Tricks eine goldene Nase verdient haben. Und bis jetzt ging alles gut. Aber auf einmal wird Google technisch erwachsen und entlarvt Blackhat Methoden, Linkspam usw. und hebt die Messlatte hoch. Auf einmal gibt es automatische Filter im Algorithmus. Auf einmal wird die Linkverkäufer Industrie weggespült und stümperhaft optimierte Kundenseiten landen im Pinguin- oder Panda Gehege. Auf einmal ist das Thema SEO kein Nischengeschäft mehr und steht bei Unternehmen und Konzernen intern auf der Agenda. Spezialisierter Nachwuchs kommt, der die heutigen Anforderungen an SEO bereits nach einem Jahr Praxis erfüllt.

Eins darf man niemals vergessen: SEO ist keine Wissenschaft, denn SEO wird im Grunde von einer Suchmaschine diktiert. Ändert diese seine Funktionsweise oder Anforderungen, verändert sich auch der Bereich der Suchmaschinenoptimierung. Allein schon diese Kausalität zeigt, wie abhängig und unselbstständig SEO eigentlich ist.

Ich sage nicht, dass SEO tot ist oder jemals tot sein wird. Ich will mir auch nicht anmaßen, der der selbst erst 3 oder 4 Jahre auf dem Sektor reitet, als „SEO-Super-Brain-Experte“ zu urteilen. Aber ich denke, dass sich SEO den Prioritäten und Anforderungen fügen wird und irgendwann keinen „Goldstatus“ mehr besitzt. Ich denke, dass sich die Schwerpunkte im Onlinemarketing verschieben werden (das tun sie jetzt schon) und SEO höchstens noch ein Punkt auf einer To-Do-Liste sein wird. Über die zukünftigen „Stars“ kann man bisher nur mutmaßen aber ich denke, dass „Webdesign“, „Content“, „Innovation“ und „Conversion Optimierung“ gute Chancen auf eine Nominierung haben. Und auch die alten „Handwerksberufe“ wie Werbetexter, Grafiker und Programmierer werden wieder auf die Prioritätenlisten der Entscheider zurückkehren.

Ich bin nicht Noah, aber wenn ich eine Arche bauen müsste, würde ich SEO allerhöchstens noch einen Platz in der Küche anbieten; zum Kartoffelschälen. Mahlzeit.