Symbolfoto: Ich bei einem Spam Call 🙂

Ich glaube, jeder hat das schon einmal erlebt: Das Handy klingelt, jemand meldet sich pseudoprofessionell mit einem superdeutschen Namen und einem toll klingenden Firmennamen. Eine bevorstehende Strompreiserhöhung wird angesprochen und das „man sich jetzt verpflichtet fühle“, allen deutschen Kunden einen günstigeren Strompreis anbieten zu können. Name und Andresse lägen ja vor und es fehle eigentlich nur noch die Vertragsnummer und die Zählernummer. Angerufen wurde mit einer Berliner Rufnummer und den Worten „Wir sind ja auch ein Versorger aus Berlin, ne?“.

STOP

Genau so ist es mir erst heute wieder passiert. Auf Nachfragen, woher denn meine Daten stammen antwortete man, „die seien automatisch übermittelt worden, weil ja die Strompreiserhöhung ansteht. Schon an dem heruntergebeteten Text hab ich erkannt, dass das wieder einer dieser dubiosen Anrufe ist. Weiteren Nachfragen wurde ausgewichen oder mit Aussagen flankiert wie „Sie haben doch sicher schonmal bei Check24 einen Vergleich gemacht oder?“ oder „die Daten haben wir von ihrem Grundversorger“. Eine eindeutige Antwort, woher denn meine Daten stammen, gab es nicht.

BULLSHIT

Auf tiefergehende und hartnäckige Nachfragen, wann und wo ich denn mein Einverständnis für den Werbeanruf erteilt hätte wurde nur entgegnet „das könne er in seinem System nicht sehen.“ Er wollte echt danach noch hardcore seinen Gesprächsleitfaden durchziehen. Ich beendete das Gespräch natürlich mit „Sie hören dann von der Bundesnetzagentur.“ (Das ist das Neue „Sie hören von meinem Anwalt“)

Wie verhalte ich mich am besten?

Ruhig und sachlich bleiben, kritisch Hinterfragen. Keine Auskünfte geben. Keine Daten rausgeben, keine Fragen beantworten. Du stellst dich Fragen! Am besten auflegen und gleich Bundesnetzagentur informieren (siehe unten)

Kein „normaler“ Anbieter wird Dich so anrufen. Jedes seriöse Deutsche Unternehmen hält sich an die geltenden Gesetze bzw. kann Dir am Telefon direkt sagen, warum und auf welcher Grundlage man dich anruft.

Solltest Du einen solchen dubiosen Anruf haben, würde ich unbedingt ein kleines Gedankenprotokoll aufschreiben. Ganz wichtig ist die Rufnummer, von der aus man Dich angerufen hat! (siehe Abschnitt unten) Vor allem sollte man auch seine älteren Mitbürger und Eltern darüber informieren. Die fallen besonders oft auf sowas herein.

Absenderrufnummern sind generisch

Oft werden Leute mit einer Festnetznummer angerufen und denken, die gehöre wirklich zu einem Unternehmen. Tatsächlich werden diese Nummern einfach generiert. Der Anruf wird aus einem Callcenter irgendwo auf der Welt via Internet geführt. Da sitzt niemand an einem echten Telefon, sondern an einem Computer, der den Leuten einfach zufällig angerufene Telefonate aufs Headset gibt. 🙂

Teilweise wechseln die Rufnummern auch ständig oder man generiert sie so, dass sie besser in die Masche passen. Werden beispielsweise fremde Leute in Berlin angerufen, wird eine 030-Nummer übertragen. In Hamburg dann 040 usw.

Mit der übertragenden Rufnummer soll den Angerufenen vorgegaukelt werden, es handle sich um einen seriösen Anruf.

Woher haben die meine Daten?

Die Daten sind entweder illegal eingekauft worden, anderweitig beschafft worden oder einfach nur per Zufall generiert. Dabei haben Sie aber meist nur die Rufnummer, tun aber so als hätten Sie einen ganzen Datensatz. Meldet man sich bei Anrufannahme mit Namen, so wird mit man plötzlich mit Namen angesprochen. Einfach, ne?

Man versucht Dir vorzugaukeln, man hätte bereits Daten vorliegen. Oftmals werden die Rufnummern aber sogar nur zufällig generiert und der Anrufer füllt dann Gesprächsskript mit den Angaben, die man Ihnen gibt.

In jedem Fall haben die Anrufer definitiv keine Einwilligung für Werbeanrufe und verstoßen somit bei jedem Anruf gegen Gesetze.

Auch haben die natürlich keine Infos, bei welche Stromanbieter und Provider ihr seid. Das wird einfach geraten (Wer bitte in Deutschland hat keinen Stromvertrag?) in den Raum geworfen weil man möchte, dass der Angerufene das richtig stellt und damit dem Anrufer in die Karten spielt. Auch sind die Vorwände an den Haaren herbeigezogen. Wir haben aktuell wegen des Ukraine Krieges steigende Energiekosten. Logischer Türöffner, „wegen anstehender Preiserhöhungen“ anzurufen. Oder wegen einer anderen Meldung aus der Presse.

Was kann ich gegen solche unerlaubten Werbeanrufe unternehmen?

Eine ganz simple und die einzig passable Antwort: BUNDESNETZAGENTUR

Die Bundesnetzagentur ist die einzige Institution, die wirklich etwas ausrichten kann. Sie kann die Rufnummer des Spammers sperren lassen und ein deftiges Bußgeld verhängen. 300.000€ tun dann schonmal richtig weh. Zivilrechtlich und Strafrechtlich geht eh nichts, da es „nur“ ein Verstoß ist und keine Straftat. Die Bundesnetzagentur kann aber, wie beispielsweise die Polizei bei Falschparken, Bußgelder verhängen und sogar Rufnummern sperren.

Sie ist aber dabei auf die Mithilfe der betroffenen Verbraucher angewiesen. Je mehr Leute sich bei der Bundesnetzagentur beschweren, desto erfolgreicher sind die Maßnahmen und desto höher die Bußgelder, die die Bundesnetzagentur verhängen kann. Bei Gericht zählen nämlich auch die Anzahl der Beschwerden.

Deshalb lautet meine klare Empfehlung: Beschwerdeformular ausfüllen!

Die Bundesnetzagentur kann nur dann Bußgelder verhängen, wenn unerlaubte Telefonwerbung gegenüber Verbraucher*innen erfolgt ist.

Wichtig sind für die Bundesnetzagentur dabei folgende Informationen:

  • Welche Rufnummer wurde im Display Ihres Telefons bzw. in Ihrer Telefonanlage angezeigt?
  • Falls keine Rufnummernangabe möglich:Bitte auswählenKein DisplayKeine angezeigte Rufnummer
  • Bitte geben Sie Ihre Rufnummer an, unter der Sie die Nachricht erhalten haben:*
  • Datum des erhaltenen Anrufs:
  • Für welches Produkt, Gewinnspiel oder welche Dienstleistung wurde bei dem Telefongespräch geworben?
  • Können Sie Firmen- oder Personennamen nennen, die das Telefongespräch geführt haben?
  • Wurde im Gespräch eine weitere Rufnummer genannt und/oder wurden Sie zum Rückruf einer Rufnummer aufgefordert?

Beschwerdeformular der Bundesnetzagentur

Die Bundesnetzagentur wird wirklich aktiv!

Viele glauben ja, dass „da eh nichts passiert“. „Das eine Beschwerde nix bringt“.

Eine Liste der verhängten Bußgelder und die Anzahl der gesperrten Rufnummern zeigt, dass die Bundesnetzagentur sehr aktiv und hinterher ist und teilweise täglich dutzende Nummern sperrt und Bußgelder verhängt. Allerdings benötigt sie die Mitwirkung von Verbrauchern und die entsprechenden Meldungen. Das hat mir erst heute wieder ein Mitarbeiter dort sehr direkt gesagt. Ich habe selbst während dem ersten Corona Jahr zwei Meldungen wegen Fax-Spam gemacht und beide Nummern wurden durch die Bundesnetzagentur gesperrt. Es passiert also wirklich was!

Deshalb meldet fleißig solche Anrufe und informiert auch menschen darüber, die sich bisher nur geärgert haben. Je mehr Beschwerden, desto höher können die Bußgelder sein aka „die Rache des kleinen Mannes“. 🙂