Mit Entsetzen verfolge ich aktuell die Berichterstattung rundum das Thema „Google gegen Linknetzwerke“. Besonders aufgestoßen ist mir der Artikel von N24 mit dem Titel „Google geht gegen Optimierer vor“.

Das ist schlichtweg falsch! Google nimmt gerade Linknetzwerke, Linktauschprogramme und Linkseller hoch, jedoch keine Suchmaschinenoptimierer! Google geht gegen Linkverkäufer vor, die mit dieser Algorithmus-Lücke über ein paar Jahre gutes Geld verdient haben, jedoch nicht gegen SEO als solches. Als SEO sieht man den gesamten Prozess der Optimierung einer Website um die Rankings bei den Suchmaschinen zu verbessern. Ich finde es eine Frecheit, dass N24 hier pauschal allen Suchmaschinenoptimierern unterstellt, BlackHat zu betreiben.

Die Redaktion von N24 scheint sich nicht einmal die Mühe zu machen, Sachverhalte bis ins nötigste Detail zu recherchieren. Klar, man kann von branchenfremden Menschen keinen fachlich versierten Artikel erwarten, aber ich erwarte sehr wohl von einer größeren Medieninstanz, dass das Thema richtig ausgeleuchtet wird. Deshalb hier noch einmal meine Version der Geschehnisse in einer einigermaßen laienfreundlichen Sprache.

Mir geht es hierbei aber auch gar nicht darum, dass Google völlig zurecht gegen Manipulationen vorgeht oder das ich das Thema „Linkkauf“ generell als unlauteren Wettbewerb sehe . Nein, es geht mir eher darum, wie in in der Berichterstattung immer die „Optimierer“ als Ziel genannt werden und wie diese Aussagen immer wieder übernommen werden.

Dieser Artikel z.B. titelt „Google geht gegen SEO-Dienstleister vor“ und nennt dabei eFamous selbst einen SEO-Dienstleister. Das ist einfach nur falsch! eFamous ist ein Vermarkter von Blogs und verkauft Artikelplatzierungen. Mag sein, dass eFamous ein paar SEO Buden als Kunden hat, aber dennoch ist eFamous kein SEO-Dienstleister. Da wehre ich mich schon allein gegen die Bezeichnung. Und Heise und Co sind nicht besser.

Ihr seht, es gibt Redebedarf.

Was war passiert?

Google arbeitet nicht erst seit gestern gegen Spam und Manipulationen am Suchmaschinen-Algorithmus. Seit an Beginn ist Google bemüht, seinen Nutzern die bestmöglichen Suchergebnisse auszuliefern. In regelmäßigen Abständen veröffentlicht Google Qualitäts-Updates oder auch Algorithmus-Updates um die Suchergebnisse zu verbessern und Spam auszuschließen. Aktuell ist Google gerade dabei, ein Linknetzwerk nach dem anderen auszuheben und abzustrafen und diesen Vorgehen erreicht nun auch mediale Aufmerksamkeit. Fälschlicherweise wird oft von „Google gegen SEO“ gesprochen.

Natürlich finden sich da auch immer wieder Leute, die Lücken im Algorithmus ausnutzen oder durch manipulative Maßnahmen die Google Rankings beeinflussen. Im Bereich der SEO sprechen wir dann von „Blackhat SEO“, also SEO-Maßnahmen, die gegen die Richtlinien einer Suchmaschine verstoßen. Doch die Blackhat-SEO ist eher eine Minderheit und auch diese Kaste schrumpft zunehmend.

Was ist ein Linknetzwerk?

Google definiert dies u.a. wie folgt:

  • Kauf oder Verkauf von Links, die PageRank weitergeben. Dazu gehören der Austausch von Geld für Links oder Beiträge, die Links enthalten, sowie der Austausch von Waren oder Dienstleistungen für Links. Darüber hinaus zählt dazu auch das Senden „kostenloser“ Produkte, wenn Nutzer im Gegenzug etwas darüber schreiben und einen Link einfügen.
  • Exzessiver Linktausch („Verlink auf meine Website und ich verlinke auf deine“) oder Partnerseiten zu dem ausschließlichen Zweck der gegenseitigen Verlinkung
  • Artikel-Marketing im großen Stil oder das Posten von Kampagnen als Gast mit Ankertextlinks, die viele Keywords enthalten
  • Verwendung automatisierter Programme oder Dienste zum Erstellen von Links zu Ihrer Website

Bei der aktuellen Verfolgung von Linknetzwerken durch Google kann man in erster Linie von Anbietern sprechen, die Links gegen Geld verkaufen. So kann man auf diversen Plattformen Links auf themenrelevanten Blogs unterbringen.

Beispiel:

Ihre Website beschäftigt sich mit Softwareentwicklung und Sie kaufen sich ein paar redaktionelle Artikel inkl. Backlink bei Blogs ein, die sich mit Softwareentwicklung  oder Programmierung beschäftigen. Diese Art Artikel und Links waren für Google bisher nicht als „gekauft“ erkennbar und erhöhten somit künstlich und unentdeckt die Linkpopularität einer Website. Die Folge: Mehr Traffic und ein besseres Ranking.

Warum tut Google das?

Linknetzwerke, Linktausch und der Verkauf von Links, die PageRank weitergeben, verstoßen gegen die Google Richtlinien. Die genaue Definition ist hier nachzulesen.

Links (auch Backlinks) werden von Google genutzt, um die Popularität einer Website zu bewerten. D.h. je mehr Links auf eine Website verweisen, desto höher wird diese bei der Relevanz und bei den Rankings berücksichtigt. Mittlerweile ist der Google Algorithmus sehr komplex geworden und bezieht etliche Faktoren bei der Bewertung einer Website mit ein. Backlinks allein sind zwar ein wichtiger Indikator, jedoch kein alleiniger. Scheinbar kann man Links aber trotzdem eine hohe Gewichtung zuschreiben, anders erklärt sich mir diese offensive Vorgehensweise seitens Google nicht.

So finden sich, z.B. bei aktuellen Tagesthemen, oft nur die großen Nachrichtenseiten wieder, weil Google diese Quellen als am relevantesten einstuft. Wie man aber am Beitrag von N24 und anderen Quellen sehen kann, irrt sich Google auch sehr oft inhaltlich und fachlich. Zurück zum Thema.

Bisher war es möglich, sich eine große Menge an Links einzukaufen, um den PageRank einer Website, und damit die „Popularität“ im Netz, künstlich zu erhöhen. Dies hat zum Zweck, dass man Google eine höhere Relevanz vorgaukelt, als eine Website eigentlich hat. Und dies hat zur Folge, dass die Suchergebnisse mit SPAM oder minderwertigen Inhalten überflutet werden.

Diese eingekauften, getauschten oder „unorganischen“ Links verstoßen gegen die Google Richtlinien. Leider war Google selbst bisher nicht in der Lage, diese Links automatisch aufzuspüren und zu bestrafen. Das hat sich jedoch schon im Mai letzten Jahres geändert: Google sagt Spam und gekauften Links den Kampf an und spricht von einem neuartigen System zur Erkennung von Linknetzwerken.

Wer sind die Betroffenen?

Die Betroffenen sind Linknetzwerke, Linktauschbörsen („Du verlinkst mich, ich verlinke dich“) und Linkverkäufer („100 Backlinks für 500€“). Wir reden hier im Grunde von Anbietern und Unternehmen, die, aufgrund der Algorithmus Lücken, über Jahre unentdeckt künstliche Links gegen Geld gesetzt haben. Das Google dies nicht für immer und ewig toleriert oder hinnimmt dürfte für diese Anbieter keine große Überraschung sein.

Betroffen sind aber keine seriösen SEO-Dienstleister oder Suchmaschinenoptimierer. Die Medien sollten hier noch einmal ganz genau die Definitionen und Aufgabenbereiche recherchieren!

Was hat das Ganze mit Optimierern zu tun?

Wenn ihr mich fragt: Nur zum Teil etwas.

Der kompetente und moderne Teil unserer hiesigen SEO-Szene setzt sich schon seit einigen Jahren mit alternativen Arbeitsweisen und neuen Möglichkeiten auseinander. Jedes Google Update hat in seriösen Kreisen Konsequenzen erwirkt und zu fachlichen Diskussionen geführt. Unlängst sind in der SEO Branche Methoden wie das Content Marketing, die klassische PR oder die detaillierte technische OnPage Optimierung angekommen. Linkbuilding, oder gar Linkkauf, gilt schon seit längerem als aussterbende Gattung. Abgesehen davon ist Linkkauf meiner Meinung nach eh ein schnelles und inkompetentes Mittel, eine Website in den Rankings nach oben zu schießen.

Natürlich gilt Linkbuilding noch als Teil der OffPage Optimierung, jedoch hat unsere Szene schon früh erkannt, dass „Backlinks kaufen“ eine minderwertige und gefährliche Methode ist, den PageRank zu erhöhen. Jeder geschulte und erfahrene SEO wusste schon vor 1 – 2 Jahren, dass Google diese Lücke schließen wird. Außerdem finde ich Linkkauf unlauter. Firmen mit Geld kaufen sich damit bessere Rankings. Auch ein Punkt, wo man Google überhaupt keinen Vorwurf machen kann. Mich als ehrlicher SEO freut das sogar.

Es mag sicherlich amateurhafte Dienstleister geben und gegeben haben, die Linkkauf und Linktausch praktizieren und praktiziert haben, doch auf größerer Ebene gesehen spricht dies nicht für die gängigen Praktiken eines professionellen Suchmaschinenoptimierers. Deshalb liegen die Medien mit der Aussage „Google geht gegen SEO-Dienstleister vor“ einfach absolut falsch!

Warum will ich das Klarstellen?

Weil sich die Medien, vor allem die fachfremden Medien, zu pauschalen Aussagen hinreißen lassen. Diese Berichterstattung ist schädlich, weil die Kundenseite nicht nur verunsichert wird, sondern auch noch der Prozess der Suchmaschinenoptimierung in Frage gestellt wird. Und das ist einfach nur falsch! Google geht gegen Linknetzwerke vor und gegen Anbieter die Links verkaufen und nicht gegen Suchmaschinenoptimierer. Linkkauf oder Linktausch gehören nicht zu den seriösen Instrumenten eines Suchmaschinenoptimierers. Ich finde es eine Frechheit, wie scheinbar einige „High Tech“ Medien auf Teufel komm raus das Thema aufgreifen wollen und dann absolut stümperhaften journalistischen Rotz von sich geben!

Jeder der sich intensiv mit SEO beschäftigt und auch wirklich über längere Zeit in diesem Geschäftsfeld aktiv ist weiß, dass das Einschreiten von Google nur eine Frage der Zeit und der technischen Möglichkeiten war. Ich weigere mich gegen diese „auflagensteigernden Headlines“, die eine ganze Branche des Betrugs bezichtigen. Und das nur, weil die Redaktionen zu dämlich sind (oder zu faul) sich ein mal intensiv und im fachlichen Detail mit Aufgabenbereichen und Zusammenhängen zu beschäftigen.

Ich finde es wichtig, dass Google gegen Manipulation vorgeht, weil mich das in meiner ehrlichen Arbeit als Onlinemarketer bestärkt und auch alle anderen kreativen und innovativen Onlinewerber. Ich finde es wichtig, dass Qualität wieder einen großen Stellenwert bekommt und SEO keine Arbeit ist, mit der man „leichtes Geld“ verdienen kann. Aber ich finde es unfassbar abartig, wie gerade selbst renommierte mediale Institutionen mit einer stümperhaften Berichterstattung ein Berufsbild in den Dreck zieht, was sich ehrlich und beständig weiterentwickelt.

P.S. Einen ebenfalls kritischen Kommentar zum Thema gibt es bei den Kollegen von Popularity Reference.