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Wir schreiben das Jahr 2018.
Nachdem die Abgeordneten des Europaparlaments in Straßburg am 27.11.2014 über die Zerschlagung Googles entschieden hatten, hat sich die digitale Ordnung massiv verändert. An diesem „black thursday“ stimmten die Abgeordneten mehrstimmig über einen Antrag zur Marktmacht von Suchmaschinen ab, der die Aufspaltung und Regulierung des Internetgiganten zur Folge hatte. Begründet wurde die Zerschlagung damit, dass in Europa 90 Prozent der Suchanfragen über Google laufen und Google seine Marktposition ausnutzen würde um eigene Produkte und Dienste besser zu listen. In einem Extraverfahren, angeregt durch Grünen-Europaabgeordneten Jan Philipp Albrecht, wurde Google auch verpflichtet, seinen Suchmaschinenalgorithmus den Aufsichtsbehörden offenzulegen, damit die Google-Suche angeblich nachvollziehbar neutral wird.
Die Auswirkungen der damalige Forderung „eines fairen Wettbewerbs“ hatte man allerdings unterschätzt. Die Entflechtung Googles und die Offenlegung der Bewertungskriterien von Google haben die Onlinewelt kompliziert, gefährlich und unfair gemacht. Fehlendes Branchenwissen und „Paragraphen-Klammerei“ haben den Suchmaschinenmarkt und die Onlinewelt komplett umgeworfen. Onlinemarketing Experten hatten bereits vorher gewarnt, dass eine Zerschlagung des Monopolisten Google fatale Folgen haben würde. Lobbyisten von maroden und konservativen Verlagen und befangene Politiker haben jedoch letztlich über den längeren Hebel die Qualität der Google Suche und einen fairen Wettbewerb zerstört.
Google Algorithmus durch Behörden geleaked.
Nicht einmal ein halbes Jahr nach der Offenlegung des Suchalgorithmus und der Bewertungskriterien sind diese Daten durch einen korrupten Mitarbeiter einer Behörde geleaked worden und gelangten so in die Hände von Werbetreibenden, Unternehmen und Industrie. Die SEO-Branche boomt seitdem und ist mittlerweile einer der umsatzstärksten Sektoren der Onlinewirtschaft geworden. Durch die allgemeine Zugänglichkeit des Algorithmus hat sich die Expertise und das Know-How der Suchmaschinenoptimierer kannibalisiert. Fast alle Unternehmen, die im Bereich Online geschäftlich aktiv sind, haben den Bereich SEO in ihr Leistungsportfolio aufgenommen und damit das Preisniveau der einstigen Nischenbranche zerstört. Dem Mitarbeiter wurde zwar gekündigt, allerdings erfreut sich dieser einer entspannten Zukunft durch die finanzielle Spritze der deutschen Verlagsindustrie.
Chaos in den SERP, Manipulationen an der Tagesordnung.
Websites mit minderwertigen Inhalten sprießen wie Pilze aus dem Boden und auch in die SERP. Suchmaschinenoptimierung wird quasi wie „Malen nach Zahlen“ betrieben und bedarf weder speziellen Kenntnissen über Märkte, Zielgruppen oder Marketing noch Wissen über mathematische Zusammenhänge und Algorithmen. Der mittlerweile bekannte Google Algorithmus wurde in Fachkreisen bereits in eine Art Anleitung umgeschrieben die es jedermann ermöglicht, eine Website so anzupassen, dass sie von Google zu einer bestimmten Suchanfrage als relevant betrachtet wird. Aufgrund dessen hat sich auch die Branche der Linkverkäufer und Blogvermarkter erholt.
Durch die bekannte Funktionsweise der automatischen Google Spam-Filter im Algorithmus gelang es vielen Webseitenbetreibern und Hackern, Malware und Viren über modifizierte Websites zu verbreiten, ohne das diese von Google erkannt und gesperrt werden konnten. Dementsprechend verbreiteten sich Schadsoftware, Adware, Toolbars, Browser-Hijacker und andere unerwünschte Programme rasend schnell. Anbieter von Anti Viren Software machen das Geschäft ihres Lebens.
Googles lebenswichtige Werbeeinnahmen kollidieren.
Durch die fast 100%ige Manipulierbarkeit des Suchalgorithmus haben viele große Unternehmen und Konzerne ihre Werbebudgets in die Webentwicklung und ins klassische Marketing verlagert. Das Vertrauen der Nutzer in Google befindet sich an einem Tiefpunkt, da die Manipulationen bekannt sind. Minderwertige Webseiten und Produkte dominieren teilweise die erste Seite der SERP. Webaffine Unternehmen aus dem IT-Sektor dominieren mit ihren Projekten die vorderen Plätze der Suchergebnisse. Die Nutzer weichen zu großen Teilen auf Alternativen wie duckduckgo und neuartige Suchmaschinenangebote der deutschen Verlage aus, die nach der Entflechtung Googles ihre sinkenden Einnahmen durch Diversifizierung kompensieren. Große Portale und Verlagsseiten verkaufen ihre SERP-Dominanz über eigene Anzeigensysteme.
Die Fehler lagen in der Inkompetenz und der Befangenheit des EU-Parlaments.
Heute sucht man die Gründe der damaligen Fehlentscheidung des Jahrzehnts in der Kompetenz von Politik und Wirtschaftslobbyismus. Man hatte Google eine Marktmacht bzw. ein Monopol vorgeworfen und dabei jedoch übersehen, dass ein Monopol nicht immer schlecht sein muss. Google hatte es damals in so kurzer Zeit zu einer führenden Suchmaschine gebracht, weil Google stets im Sinne der Nutzer gedacht hatte. Diverse kostenlose Dienste und ein stetig verfeinerter Algorithmus sollten das Web für die Nutzer schneller, sicherer und bequemer machen.
Man wollte einfach nicht die Vorteile und Vorzüge Googles, z.B. technische Innovation und die Mitgestaltung des Internet gegen die perfiden Vorwürfe von Lobbyisten, Verlagen und altbackenen Politikern gegen rechnen. Auch hatte man nicht daran gedacht, dass die einstigen geheimen Bewertungskritierien und der Googlealgorithmus zwar eine einseitige Bewertung der Rankings darstellen, auf der anderen Seite jedoch die Nutzer so vor minderwertigen Inhalten und manipulativen Websites geschützt werden. In diesem Fall war nämlich eine monopolistische Sortierung der über 1,5 Milliarden Webseiten für die Nutzer mehr von Vorteil als von Nachteil.
Experten gehen heute davon aus, dass die Mitglieder der VG Media, die mit dem Leistungsschutzrecht scheiterten, ebenfalls einen Einfluss auf diese Entwicklung gehabt hätten.
Die Ordnung des Web gleicht einem Schlachtfeld
Der einstige von Lambsdorff geforderte „notwendige Faire Wettbewerb“ hat die digitale Ordnung zerstört. Statt eines fairen Wettbewerbs gibt es nun einen noch nie da gewesenen manipulativen Wettbewerb. Kleine Unternehmen mit innovativen und nutzerfreundlichen Websites und Start-Ups mit neuartigen Content Ideen unterliegen der monetären Macht der großen Konzerne und Verlage sowie deren Diversifikationsgeschäften. Das Web ist jetzt alles andere als fair.
Die Qualität der Suchergebnisse hat ihre ganze Evolution und Innovation innerhalb nur eines Jahres verloren. Die Suchergebnisse sind voll mit manipulierten Websites, Malware, Affiliate-Wüsten und Hacker-Ködern. Wir befinden uns quasi wieder im Jahr 1999…
Wie gehts weiter?
Was könnte in der Zukunft noch alles passieren, sollte Google zerschlagen werden? Welche möglichen Entwicklungen seht Ihr?