Wenn Du diesen Artikel gefunden hast oder er dir von jemandem empfohlen wurde, dann hast du höchstwahrscheinlich das gleiche Problem wie ich: Nervige und immer wiederkehrende Werbung, vor allem von selbsternannten Coaching-Gurus, Experten und Kursen, die dir in Videos die selbstbestimmte finanzielle Freiheit versprechen und einer Aura aus Selbstherrlichkeit, Mietwagen und AirBnB-Wohnung die fantastischste Welt der Erfolgreichen zeigen.

Ich möchte Dir deshalb in diesem Beitrag zeigen, wie du die nervige Werbung loswirst und was Du alles tun kannst, um bestimmte Werbeanzeigen nicht mehr sehen zu müssen. Aber zuerst möchte ich dich etwas in Bezug auf die Mechanik dieser Werbeanzeigen und den Modellen dahinter abholen. Wenn Du gleich wissen möchtest, was du gegen nervige Coaching-Werbung tun kannst, dann spring einfach zum Ende des Artikels.

„Die“ nerven aber nicht nur mit immer wieder kehrenden Werbeanzeigen, sondern tummeln sich auch in sozialen Netzwerken und Business-Netzwerken wie LinkedIn und schicken dort Anfragen wie: „Hey wie gehts dir? Seit wann bist du denn schon Coach?“ (Spoiler: Fast alles automatische Nachrichten oder Chatbots) Letztere Art und Weise finde ich fast schon am dreistesten und respektlos. Da wird 1. der Grundgedanke des networking völlig zerstört und 2. ungefragt geduzt und gespammt. Und, ganz wichtig, es wird deutlich, was die wollen: verkaufen!

Und JEDER, der diese LinkedIn-Anfragen und Nachrichten kennt (die gibt es übrigens auch bei Facebook), der weiß, wovon ich rede! Ich muss hier deshalb auch gar nicht groß mit Screenshots oder Belegen punkten. Das Ganze ist selbstredend! Einen hab ich trotzdem:

Davon hätte ich noch ein dutzend Screenshots!

Eine wichtige Sache vorweg: Jeder soll sein Leben und seine Berufswahl frei bestimmen. Ich habe überhaupt nichts gegen neue Geschäftsmodelle oder gegen Menschen, die ihr Geld ehrlich verdienen. Leider wird eine andere Sicht auf diese Leute immer damit verwechselt, dass man ja nur neidisch sei und missgünstig. Tatsächlich empfinde ich aber für den Großteil der Nachahmer eher so etwas wie Fremdscham und Mitleid, dass man auf solche Aussagen und Versprechen hereinfällt und scheinbar nicht in der Lage ist, die Realität und den tatsächlichen Markt sowie die Außenwahrnehmung zu reflektieren. Ganz zu schweigen von den sinnlosen finanziellen Investitionen und dem Geldverlust. Ich will garnicht wissen, wie viele da ihre Ersparnisse oder sogar einen Kredit ausgegeben haben. Da fühle ich eher mit den Betroffenen, die es nicht geschafft haben und das dürfte der Großteil sein.

Auf der anderen Seite habe ich sehr wohl etwas gegen Luftnummern und Blender, die sich auf Kosten anderer bereichern und ganz gezielt auf eine bestimmte Zielgruppe abzielen, weil diese dafür empfänglich aber auch gleichzeitig zum Scheitern verurteilt ist. Ich habe etwas gegen Menschen, die etwas so komplexes wie Onlinemarketing und Akquisition auf Facebook-Werbeanzeigen herunterbrechen und Sales mit echter Dienstleistung mit Mehrwert verwechseln.

Und schaut man sich all diese nervige Coaching-Werbung mal genau und bis zum Ende an, dann tun sie alle das Gleiche: Sie sprechen offensichtlich Menschen in schwierigen Findungs- oder Lebensphasen an und versprechen ihnen das blaue vom Himmel und das der Weg zur Million ja sooo einfach ist. In einer für Affen verständlichen Sprache wird die Disziplin „Onlinemarketing“ in einem Satz zum Lego-Baukasten und der Monatsumsatz von 300.000€ zu einer Einkommenssteuererklärung bei Elster Online. Wenn das wirklich so einfach wäre, wäre dann nicht schon längst jeder reich?

Du bist das Produkt!

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Und genau da setzt meine Kritik an: Es ist zwar nicht verboten, aber es ist moralisch stark bedenklich! Jemandem ohne Vorwissen, Berufserfahrung oder sogar Schulabschluss zu versprechen, er kann in nur 30 Tagen die großen Scheine auf seinem Konto zählen….das ist einfach nur widerlich und irreführend! Und ich hoffe inständig, dass es da irgendwann mal knallt und der Verbraucherschutz oder der Gesetzgeber einen Riegel vorschiebt oder zumindest eine Regulierung. Nochmal: Es ist nicht illegal, was da getrieben wird, höchstens stark irreführend und verblendend!

Ich habe einmal an einem einzigen Tag über 30 verschiedene Coaching-Werbeanzeigen in meinem Facebook-Feed gehabt. Von Youtube will ich garnicht erst anfangen. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen. Solch massive Werbung kenne ich sonst nicht einmal von Online-Händlern!

Edit: In einer früheren Version war hier fälschlicherweise ein Facebook-Post eingebettet, den man öffentlich gar nicht sehen kann.

Es gibt Tage (vorzüglich am Wochenende), da sehe ich auf Facebook und Youtube nichts anderes mehr. Hinzu kommt noch das Remarketing (dazu später mehr). Ein Coach nach dem anderen. Ein „So wirst du ganz schnell reich“-System jagt das nächste. Und die Versprechen und getroffenen Werbeaussagen überbieten sich zum Teil an Absurdität und Glaubwürdigkeit. Was man auch sehen kann ist, dass sich das ganze Coaching Karussell schon lange nicht mehr nur um „ganz schnell ganz viel Geld verdienen“ dreht. Es gibt mittlerweile auch Coaches für „Schönheit und Erfolg“, „Abnehmen für Führungskräfte“ usw.

Aufgrund der Transparenzrichtlinien von Facebook und anderen Tools kann man bei Stichproben sehen, dass die Werbeimpressionen in die Millionen gehen…und das bei jedem dieser Coaches! Statistisch bedeutet das, dass zumindest jeder Deutsche, der im Internet unterwegs ist, eine solche Werbeanzeige mindestens einmal gesehen hat. Einige dieser Coaches steuern die Werbung sehr breit aus, andere spezifischer, z.B. auf Interessen oder demografische Daten wie Alter. Vor allem die ältere Zielgruppe (30 – 55) ist bei meinen Beobachtungen besonders oft das Ziel, wahrscheinlich weil diese in Bezug auf das Web 2.0 noch etwas naiver aber auch zahlungskräftiger ist.

Woher kommen die alle?

Das ist eine gute Frage. Ich vermute, dass 90% aller Coaches, die derzeit die Facebook-, Instagram- und Youtube-Feeds mit Werbung vollspülen selbst nur ein Produkt eines anderen Coaches sind. Also Absolventen von einigen wenigen.

Was sie alle nicht merken: Die Masse an Werbeanzeigen und damit auch der Wettbewerb und die Klickpreise und CPM (cost per mille, also Werbeimpressionen) steigen! Das heisst, dass die „günstigen Leads“, von denen einige dieser Coaches immer reden, schon lange nicht mehr günstig sind!

Fake-Referenzen und geschönte Bewertungen

Kennt ihr ein Unternehmen, dass ausschließlich 5 Sterne Bewertungen hat? Nein? Ich auch nicht! Wo sind all die kritischen Stimmen? Ich weiß, dass du Dir schon einen Wolf gegoogelt hast und nichts gefunden hast. Das wollen „die“ auch so, das ist gewollt. Fragt sich nur, wo sind die echten Erfahrungsberichte und Rezensionen?

Bevorzugt nehmen sich die Coaches Bewertungsportale, wo man unerwünschte Bewertungen einfacher löschen lassen kann, anders als beispielsweise bei Google. Oder man nimmt sich einen Anwalt und mahnt eine Meinungsäußerung auf Unterlassung wegen „geschäftsschädigender Äußerung“ oder nach UWG (Wettbewerbsrecht) ab. Glaubst Du nicht? Doch!

Wo sind eigentlich die ganzen echten „tausenden zufriedener Kunden“ – Referenzen und Erfahrungsberichte? Warum findet man fast gar nichts? Werden die enttäuschten „Kunden“ rechtlich bedroht? Redet man ihnen ein, dass sie nicht hart genug gearbeitet hätten? Schämen sie sich etwa selber dafür, sowas probiert zu haben und wollen es auch nicht mehr weiter erwähnen? So viele mögliche Gründe. Ich finde, es stinkt bis zum Himmel, dass man nichts „echtes“ und prüfbares findet.

Bitte zeig mir echte Erfahrungsberichte (aber bitte mit nachvollziehbaren Fakten und keinen Luftikus-Nummern á la gutefrage.net). Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.

Angeblich seit Jahren im Geschäft und monatliche sechstellige Umsätze?

Ganz oft liest bei diesen Typen sowas wie „Seit mehr als 10 Jahren mache ich bla bla“ oder „Wir gehören zu den Erfolgreichsten im Bereich XYZ“.

Und genau so oft fragt man sich dann immer: Stimmt denn das?

Du kannst das ziemlich einfach einfach überprüfen. Vor allem dann, wenn der dubiose Coach im Impressum eine Firma angibt.

Auf https://www.handelsregister.de/ kannst du ganz einfach überprüfen (mittels der HRB-Nummer, die zu den Pflichtangaben in einem Impressum gehört), ob die Firma überhaupt existiert. Weiterhin kannst du mit der HRB-Nummer auch rausfinden, wer noch in der Firma steckt und wer damit zu tun hat. Oft verpuffen dann schonmal die „10 Jahre“ in einer Neugründung im letzten Jahr 😀 Es reicht übrigens auch schon, einfach die HRB-Nummer zu googlen, um beispielsweise die Eintragung / Gründung der Firma zu recherchieren.

Auf https://www.bundesanzeiger.de/ kannst du ganz einfach durch die hinterlegten Jahresbilanzen (auch eine gesetzliche Pflicht: Bilanzen müssen öffentlich gemacht werden, für die Transparenz im geschäftlichen Verkehr – also auch für dich) rausfinden, wieviel Umsatz ein Unternehmen tatsächlich macht. Und für die BWL-Laien: Umsatz ist nicht Gewinn.

Woran erkennt man unseriöse Angebote?

Anhand sehr einfacher und logischer Gedanken und Fragestellungen kannst Du hinterfragen, wie „seriös“ und glaubwürdig ein Angebot ist. Selbst wenn die getätigten Aussagen wie „wie du 5000€ Umsatz pro Monat machst“ oder „sechsstellige Umsätze im ersten Jahr“ theoretisch erreichbare Ziele sind, so dürften diese für die meisten in der harten Realität scheitern. Wenn jemand tatsächlich so „stinkreich und erfolgreich ist“, warum muss er dann unter enormen finanziellen Aufwand (Werbeanzeigen kosten Geld) ganz Deutschland und den deutschsprachigen Raum damit bespielen und es jedem mitteilen? Ganz einfach: Weil Du das Produkt bist! Du bist der Umsatz!

Du bist der nächste Kunde, der diesen Coaches und Beratern die nächsten 2.000€ in die Kasse spült. Egal ob Coaching, Infoprodukte…die Aufmachung und das Erscheinungsbild sind immer gleich. Mittlerweile sind viele dieser Nervensägen auf „Hochpreis-Coaching“ umgestiegen, d.h. geht es dann dort nicht mehr um die klassischen Infoprodukte oder Onlinekurse, sondern um hochpreisige 1zu1-Coachings. Wir reden hier also nicht von einem Business wie beispielsweise ein Computerfachhandel oder ein Onlineshop, wo Produkte mit Widerrufsrecht und Garantie verkauft werden.

Kunden und Geld liegen nicht auf der Straße, aber das wird immer suggeriert. Unternehmertum – vor allem in Deutschland – erfordert Durchhaltevermögen, stetigen Cashflow und echte Leistungen.

Ich sage nicht, dass man nicht durch Ehrgeiz, Know-How und clevere Geschäftsmodelle mittel- und langfristig erfolgreich sein kann, aber glaubt man den Aussagen dieser Coaches, dann müsste es ja etliche Coaching- und Berater-Millionäre geben. Kennst du einen in deinem Bekanntenkreis?

Und wie glaubwürdig ist bitte ein 20jähriger ohne Hochschulabschluss, der dir einen Lebensbereich optimieren will? Und nochmal: Wir reden hier nicht über Schuhe oder Elektronik-Artikel – diese Leute verkaufen Dir Lebensweisheiten und angebliche Möglichkeiten, wie Du dich oder dein Einkommen optimieren kannst.

Es ist so paradox: Alle misstrauen Banken, Aktien und dem deutschen Rechtsstaat aber buchen dann so ein Coaching? Ernsthaft?

Die Mechanik dahinter

Der Verkaufsmechanismus ist denkbar einfach, auch wenn er von einigen mal mehr und mal weniger offensichtlich eingesetzt wird:

  1. Setze dich und deinen angeblichen Erfolg selbstbewusst in Szene (Video am besten am Strand irgendwo oder AirBnB Villa)
  2. Zieh dir einen Anzug an (obwohl man sieht, dass du nie einen trägst) um dich glaubwürdiger zu machen
  3. Zeige und prahle mit deinem „angeblichen“ Besitz (insert any Uhr, Miet-Auto, Miet-Haus, Strand, Frau here)
  4. Erzähle deine „Leidensgeschichte“ und wie du selbst von einem Niemand zu etwas erfolgreichem geworden bist (idealerweise Hartz4 Empfänger oder Fließbandarbeiter (LOL?) zum Millionär)
  5. Zähle fiktive und nicht überprüfbare Tatsachen wie Umsatz, Monatseinkommen und Firmenbeteiligungen auf
  6. Erzähle „wie einfach“ Du das alles geschafft hast
  7. Erwähne jetzt „diese einfache Methode“ (natürlich dein Produkt)
  8. (optional) andere Coaches und Gurus verteufeln
  9. (optional) cutte Fake Testimonials (frag einfach deine Freunde) in das Video
  10. Sage „alles was Du jetzt nur tun musst ist auf diesen Link zu klicken“ oder „dich jetzt hier für ein Erstgespräch zu bewerben“
  11. Danach wird geerntet

Die Masche:

  • spiele mit den Probleme und Wünschen von Menschen (macht Werbung und Marketing auch – erstmal nicht schlimmes)
  • bringe ich auf Augenhöhe mit deinem Nutzvieh („ich war früher auch Fließbandarbeiter und im Hamsterrad“)
  • sprich von finanzieller Freiheit und hohem Einkommen (will jeder)
  • reduziere alle Facetten, Risiken und fachlichen Umfang des Unternehmertums auf ein paar Buzzwords
  • nutze das Wort „Onlinemarketing“ für deine niedliche PPC-Funnel-Taktik
  • reduziere sowieso alles, was das Onlinemarketing eigentlich umfasst und wofür Menschen jahrelang studieren auf „ein oder zwei entscheidende Tipps“
  • tue so, als ob jeder das kann, ohne Vorwissen und sogar ohne Schulabschluss
  • referenziere große Namen wie Steve Jobs oder Mark Zuckerberg!
  • verkaufe verkaufe verkaufe

Der letzte „Tipp“ bringt eigentlich auf den Punkt, worauf es ankommt: verkaufen! Sales ist im Marketing tatsächlich ein wichtiger Bereich, nur funktioniert Sales niemals ohne eine fundierte fachliche und qualitative Basis.

Der Witz daran ist: Einige dieser Coaches haben tatsächlich ein hohes Einkommen und auch entsprechende Umsätze. Wirklich! Warum? Weil es Menschen wie dich gibt! Früher waren es E-Books, Info-Produkte oder kostenlose Kurse mit Affiliate-Links, heute sind es Coachings. Einige dieser Coaches wechseln ihr Geschäftsmodell und das Kerngeschäft monatlich. Logisch, was nicht konvertiert kommt weg. Beständigkeit sieht anders aus.

Woran erkennt man unseriöse oder zumindest fragwürdige Angebote?

Die nachfolgende Checkliste habe ich vom gutefrage.net Nutzer „Mausofant“ und sie sogar noch mit eigenen Punkten überarbeitet und erweitert. Diese Liste ist quasi allgemeingültig und gilt nicht nur für diese nervigen Coaching-Werbeanzeigen.

Du solltest ein Angebot hinterfragen, wenn Dir folgende Versprechungen gemacht werden / folgende Aussagen getätitgt werden:

  • unglaubliche, unrealistische und nicht überprüfbare Werbeversprechen
  • unüberprüfbare Aussagen des Werbetreibenden (Umsätze, Firmenbeteiligungen)
  • automatisierte Systeme und automatisch generierte Leads (Kunden)
  • unglaublich geringen Einsatz (zeitlich, finanziell) für unglaublich hohen Ertrag
  • suggerieren das man Kunden ganz einfach akquirieren und Geld ganz einfach verdienen kann
  • unglaublich wenig erforderliche Kenntnisse – sogar ohne Ausbildung und Berufserfahrung
  • Wahre (Gesamt-) Kosten des Coaching werden bis zuletzt verschwiegen oder gar nicht genannt
  • Simple Verkaufstricks (angeblich knappes Angebot, Zeitdruck, ständiges Wiederholen der „Vorteile“ usw.) werden mehrmals angewandt.
  • dem Kunden wird erzählt, dass er eine einmalige Chance hätte
  • das Produkt / Coaching / Beratung zu einem übertriebenen Rabatt oder gar einem 1€ angeboten wird

*Erfolgsversprechen werden übrigens dann meist im Kleingedruckten irgendwo relativiert.

Unseriöses „Business“ umfasst auch

  • Fakebewertungen in diversen Portalen, die die unglaublichen Werbeversprechen glaubhaft machen sollen
  • Fake-Testimonials oder Referenzen, die nicht nachprüfbar sind
  • ausschließlich positive Berichterstattung und „Erfahrungsberichte“ (das stinkt bis zum Himmel)
  • wenn Einzelpersonen, die vor einem Monat gegründet haben, bereits von 6-7stelligen Umsätzen sprechen*
  • kaum oder keine echten Kundenbewertungen im Netz
  • Keine .de Domain oder zumindest kein deutsches Impressum
  • Antworter in GuteFrage, die positiv antworten (erstaunliche Gleichzeitigkeit der Anmeldung der Profile)
  • selbstgeschriebene oder veranlasste Artikel und Blogeinträge auf Websites Dritter, die auf Suchanfragen wie „Coach Name XY Erfahrung“ optimiert sind und kritische Suchanfragen abfangen sollen

*entsprechende Aussagen kannst du über den Bilanzanzeiger / Handelregister prüfen sofern es sich um eine Firma handelt und nicht um einen Einzelunternehmer

Zusätzlich kannst Du dir jederzeit auch einfach folgende Fragen stellen und beantworten:

Ist das Geschäftsmodell / das Produkt aus der Werbung klar erkennbar?
Kann Dir der- oder diejenige in nur einem Satz erklären, wie es funktioniert?
Erscheint die Erfolgsaussicht als realistisch und glaubwürdig?
Wird ausreichend auf die Kosten und Risiken hingewiesen? (Spoiler: NIE!)
Glaubst du wirklich, dass alles so einfach ist?
Wenn du so erfolgreich mit einer Methode wärst, würdest du es ausplaudern wie Gossip?

PPC-Competition: Die Luft wird dicker!

Ich habe ja schon gesagt, dass diese Coaching-Werbeanzeigen immer mehr werden. Das sorgt gleichzeitig aber auch dafür, dass der Wettbewerb bei den Auktionen in den Werbesystemen von Facebook und Google (Search, Remarketing, Youtube) und vor allem die Werbekosten immer höher werden. Die Kosten für einen Lead liegen schon längst nicht mehr bei ein paar Euro. Diese Coaches haben sich quasi selbst zu Tode multipliziert woraus man auch schließen kann, dass sich dieser Bereich von selbst regulieren wird. Bei einem der bekannteren „Marketer“ habe ich sogar schon gesehen, dass er das als Argument nimmt, warum das alles Bullshit ist und nicht mehr funktioniert. Stattdessen ist es jetzt ein System, dass „automatisch Leads generiert“. LOL, Inkonsequenz sein Vater.

Nur die, die wirklich Geld auf der Kante haben und entsprechenden Geschäftssinn, Umsätze und Modelle, dürften da langfristig Bestand haben. Was aber nichts daran ändert, dass DU das Produkt bist und DU auch der jenige bist, der nachdem er so ein 2000€ Coaching gekauft hat, ebenfalls in diesen teuren Wettbewerb mit hohen Werbekosten gehen muss. Selbst diese „Nischengeschäft-Kiste“ ist längst abgefahren.

Fragwürdiger Datenschutz

Du hast dich schon einmal gefragt, warum du ständig und ununterbrochen von einer bestimmten Werbung verfolgt wirst? Das nennt sich Remarketing. Nach Aufruf der Website setzt diese (natürlich ungefragt) einen Cookie auf deinem Rechner, meistens Google Ads Remarketing (Google Suche, Display Werbung und Youtube Werbung) und Facebook. Darüber können diese Leute Listen anlegen und dich später ganz gezielt wieder mit Werbung ansprechen.

Fast alle dieser dubiosen Coaches nutzen diese Marketing- und Remarketing-Cookies ohne OptIn! Der OptIn, also den Nutzer zu fragen, ist eigentlich rechtlich verbindlich, wenn auch noch nicht eindeutig geklärt. Sobald die e-privacy Verordnung kommt und das alles klarer geregelt wird, werden denen ihre Funnels so dermaßen um die Ohren fliegen. Und da ja nachweislich einige dieser Nervensägen gerne Anwälte losschicken, um Meinungsäußerungen und Bewertungen zu unterbinden, wird dieser juristische Boomerang spätestens dann zurückkommen. Karma is a bi***.

Der Coaching-Markt ist (wie jeder andere) begrenzt

Folgt man den Regeln der Marktwirtschaft und dem Prinzip von Angebot und Nachfrage so ist es nur logisch, dass es nicht unendlich viele Coaches geben kann bzw. wird sich der Markt irgendwann unter einigen wenigen aufteilen (ist er schon). Der Coaching-Markt ist jetzt schon an einem kritischen Höhepunkt angelangt, was man sehr gut sehen kann, wenn man sich die Flut an Werbeanzeigen anschaut.

Das selbe gilt für jede Art von Geschäft: Es kann nicht unendlich viele Agenturen und Dienstleister geben. Damit sollte man sich gedanklich beschäftigen, denn einige dieser Coaches verkaufen Hochpreis-Coachings um wiederum neue Coaches „auszubilden“ (wenn man das überhaupt so nennen kann). Wenn diese Coaches wiederum auch neue Coaches ausbilden wollen, stellt sich mir hier die Frage nach der Endlichkeit (theoretisch sind dann alle potentiellen Kunden schon Coaches) und vor allem dem Wettbewerb (siehe hier CPC und CPM-Preise). Hier kann es langfristig und dauerhaft nur einige wenige geben. Zumal ja auch die Nachfrage nach Coaches am Markt nicht auf einmal in die Höhe schießt, wie bei einem neuen IPhone. Das bestätigt sich übrigens dadurch, dass viele der bereits seit Jahren bekannten Coaches und „Berater“ ihr Auftreten, den USP und das Geschäftsmodell ständig ändern. In einem Monat ist es „Der Weg zur eigenen Agentur“, im nächsten dann „Hochpreis-Coach werden“. Das sich die Werbetreibenden scheinbar ohne Beständigkeit lediglich in die eigene Tasche wirtschaften, fällt hier unterm Strich als logische Schlussfolgerung herunter. Alles für den Funnel und den Lead (Das Produkt bist Du!).

Relativierend muss ich aber auch erwähnen, dass es im Laufe der Zeit aber durchaus immer wieder mal neue Gesichter gab, die sich scheinbar etabliert haben. Die Erfolgsaussichten für den Otto-Normalverbraucher sind aber gering. Aber ohne diese Kollateralschäden hätten die Coaches auch keine konstanten Einnahmen. Nutzvieh muss halt geschlachtet werden. Alles für den Umsatz!

Wenn man sich alleine anschaut, wie überschaubar die wirklich echten Kundenmeinungen sind, dann wird deutlich wer bei dieser ganzen Nummer wirklich profitiert.

Wie werde ich die nervige Coaching-Werbung los?

Die Links funktionieren am besten, wenn du auch gerade bei Facebook / Google eingeloggt bist. Sie führen dich direkt zu den jeweiligen Einstellungen. Wichtig: Das einfache blockieren der Seite eines Werbetreibenden reicht nicht aus, ihr nehmt am besten Punkt 5.

  1. AdBlocker (z.B. AdBlock für Chrome – gibt es aber auch für Safari (mobile / desktop)
  2. Cookies löschen! (man sollte sowieso regelmäßig seine Cookies löschen, das ist wie eine Grundreinigung und killt vor allem diesen lästigen Remarketing-Cookie-Tripper)
  3. Facebook Werbeeinstellungen prüfen (vor allem den Reiter „Werbetreibende und Unternehmen“ – da siehst du auch gleich, wer sich so alles ohne deine Einwilligung Daten von dir holt)
  4. Facebook: Die Facebook-Seite des Werbenden blockieren
  5. Alle Werbeanzeigen eines Werbetreibenden verbergen
  6. Generell alles blockieren / melden, was einem aufstößt. Ist oft nur ein Klick.
  7. Wenn du keinen AdBlocker hast: Youtube Werbung blockieren (Für die Youtube-App auf IPhone habe ich leider keine Lösung)
  8. Google Einstellung für Werbung (alles lesen und prüfen) – bei „So wird meine Werbung personalisiert“ könnt ihr ggf. Interessen und Vorlieben entfernen, aufgrund dessen ihr die Werbung seht
  9. Your Online Choice – nutzungsbasierte Werbung von vielen Anbietern sperren
  10. LinkedIn (konsequent melden und blocken – nicht einfach nur ignorieren)

Zu LinkedIn habe ich aktuell leider noch keinen effektiven Weg gefunden, um nervige Coaching-Werbung loszuwerden. Auf LinkedIn greift der AdBlocker scheinbar auch nicht ganz, LinkedIn-Unternehmensseiten lassen sich nicht blockieren. Ggf. hier einmal die Werbepräferenzen prüfen. In jedem Fall könnt ihr aber einschränken, wer euch kontaktieren und hinzufügen darf. Das regelt schon einmal die ganz penetranten Dullis, die euch als Kontakt hinzufügen und euch anschließend direkt gleich mit Chatbot-Nachrichten volleimern.

Generell gilt: Du wirst niemals komplett werbefrei sein, aber du kannst Werbung besser steuern. Bitte beachte: Wenn du personalisierte Werbung ausschaltest, dann bekommst du womöglich mehr Werbung, die nicht zu deinem Such- und Nutzungsverhalten passt. Womöglich steuern einige Coaches ihre Werbung über demografische Merkmale aus, d.h. Stadt, Alter, Sprache. In dem Fall wirst du die Werbung weiterhin sehen.

Dann gilt der einfachste Weg: Die lästigen Werbeanzeigen blockieren oder die Facebook-Seite des Werbetreibenden blockieren. Auch die Coaches können sich nicht über die Aussteuerungsmechanik der Werbesysteme hinwegsetzen.

Fazit

Es ist wirklich unglaublich, was für eine Flut an Coaching-Angeboten und Werbung mittlerweile auf Internetnutzer einprasselt und in welchem Ausmaß auf Cookie-Consent und Datenschutz geschi**** wird. Es muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden, ob und in welchem Umfang er diesen Angeboten glauben schenkt und welche Erfolgsaussichten er den Phrasen und dem Halbwissen zuschreibt. Es soll jeder machen wie er denkt und jeder hat in Deutschland die Freiheit, zu tun und zu lassen, was er möchte. Aber meins ist das überhaupt nicht. Aus vielen genannten faktischen und moralischen Gründen. Und ich finde das aufgrund eines ganz einfachen Gedankenspiels mehr als fragwürdig:

Kann es eine stabile Wirtschaft geben, in der jeder zweite Mensch Coach oder Berater ist?
Kann wirklich jeder mal so mir nichts dir nichts in kurzer Zeit enorme Summen verdienen, ohne etwas – und das versprechen diese Leute ja- wirklich etwas leisten oder wissen zu müssen?
Kann so eine Wirtschaft nachhaltig wachsen?
Ich glaube nicht. Ich glaube – und so war es schon immer – es werden einige wenige sein, die sich mit diesen Angeboten bereichern und gut davon leben können. Und diese wenigen sind auch erfolgreich mit dem was sie tun, aber es wird niemals ein relevanter Wirtschaftszweig sein, sondern nur ein Geschäftsmodell das von Verzweifelten, Unwissenden und Dummen lebt und an dem sich einige wenige bereichern.

P.S. Der Artikel ist gleichzeitig ein Honeypot für meine Google AdSense Werbeanzeigen. Da kann ich dann später sehr einfach sehen, welche Coaches hier Werbung schalten und diese dann blockieren.