Nicht selten werden Neukunden erst durch einen Blog auf einen Dienstleister aufmerksam, der sich durch einen speziellen Artikel als Problemlöser bewiesen hat oder durch fachliches Know-How einer Branche glänzt. Vor allem in den Online Branchen ist ein gut funktionierender Blog bares Geld wert: AdSense, Affiliate Links und Bannerwerbung sorgen schnell für solide Nebeneinkünfte.
Viele tun es. Jeder tut es anders. Jeder verfolgt andere Ziele damit: Bloggen.
Aber nicht jeder Blog verfolgt das Ziel einer direkten Plattform-Monetarisierung. „Reputationsmarketing“ und das Ausbauen zu einer „Meinungsführerschaft“ stehen gerade bei Blogs der Onlinemarketing Branche sehr im Vordergrund. Durch das Kommunizieren der fachlichen Expertise, Fallstudien und anwendbare Praxis-Tipps durchdringt man den Markt auf einer informellen Ebene und etabliert sich somit (idealerweise) längerfristig als Anlaufstelle für Branchenkenner, Fachleute und Presse. Welche Möglichkeiten das Bloggen bietet, wie man sich durch das Betreiben eines Blogs weiterbilden und reflektieren kann und wie man mit starken Inhalten und Konsequenz die eigene Marke stärken kann, davon handelt dieser Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Fast-blogging? Slow-blogging? Was macht einen guten Blog aus?
In der Regel haben gut funktionierende Blogs eine relativ hohe Blogging-Frequenz (Fast-blogging) und eine gesunde Themenvielfalt. Das holt die Leserschaft stetig ab und sorgt für Weiterempfehlungen und neuen Traffic. Ein Positivbeispiel dafür ist der Blog von Aufgesang Onlinemarketing, der sich durch kontinuierliche und starke Inhalte zu einer echten Instanz zum Thema AdWords, SEA und PPC gemausert hat. Genau wie der „Kennstdueinen?“-Blog von Sebastian Socha.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch Slow-Blogger, die zwar unregelmäßig und seltener Inhalte publizieren, dafür aber einen sehr hohen fachlichen Anspruch und einen enorm fokussierten „Impact“ liefern. Dazu zählt beispielsweise der Blog von Karl Kratz. Man kann also nicht pauschal sagen, wann und wie ein Blog erfolgreich ist. Ich denke das hängt stark von der Intention ab. Man darf auch nicht vergessen, dass bloggen auch harte Arbeit ist und dementsprechend finanzielle oder personelle Ressourcen benötigt. Als Gegengewicht muss man auch einwerfen, dass Karl Kratz z.B. ein absolutes Social Media Schwergewicht ist, das auf Seminaren und Events auch noch Offline bloggt.
Alle drei eben genannten Beispiele halte ich für absolute Top-Blogs, die sich zwar durch ihre Blogging-Frequenz unterscheiden jedoch alle etwas gemeinsam haben: Sie funktionieren alle und sie stärken die Außenwahrnehmung der Menschen / Firmen dahinter. Stichwort: Branding. Inhalte: Geil, Medium Rare.
Disclaimer: Es gibt natürlich noch etliche andere Beispiele und genauso gute Blogs. Die genannten Seiten stehen nur beispielhaft da, weil sie 1. höchstwahrscheinlich dem Großteil der Leserschaft bekannt sind und 2. weil ich alle 3 persönlich kenne und auch die Entwicklung beobachtet habe. Die Blogs stehen für keine Wertung in Bezug auf andere gute Seiten.
„Ich blogge jetzt und ihr könnt nichts machen!“
Als ich im Oktober 2012 (Happy Birthday to me nachträglich) meine ehemalige private Sounddesign Domain in einen beruflichen Fachblog transformiert habe, war mir überhaupt nicht klar wohin die Reise geht. Die Themen der ersten Beiträge habe ich sehr kalkulatorisch auf Viralität und Reichweite gewählt. Meine provokante Art zu schreiben war sicher für einige Leute ein schöner Gegenpol und hat mir zweifelsohne eine gute Reichweite und Traffic beschert, aber auf der anderen Seite habe ich mir damit nicht nur Freunde gemacht. Erst „über die Jahre“ habe ich gelernt, dass ein Blog nicht nur von guten Inhalten und spannenden Themen lebt, sondern auch von sozialen Austausch und Aufmerksamkeiten. Es geht nicht immer nur um Traffic und Reichweite, es geht um Relevanz und Kollegialität.
Wer bin ich? Was bin ich? Was will ich sein?
Diese Fragen lassen sich anfangs nur schwer beantworten. Man kann quasi von einer anfänglichen virtuellen Identitätskrise sprechen. Wir glauben zwar oft zu wissen wer wir sind, was wir darstellen und was wir sein wollen, die Realität und die Außenwahrnehmung weicht davon jedoch stark ab.
Bloggen stärkt die Außenwahrnehmung und die Selbstreflektion
Wer gute Inhalte bloggt bekommt gute Reichweiten, Traffic und neue Follower. Menschen kommentieren, teilen und diskutieren. Jeder hat eine andere Sicht auf die Dinge, auch auf die Qualität und den Nutzen von Inhalten. Der eine liked blind alles, der andere kommentiert und klugscheisst. Der eine antwortet auf jeden Kommentar und jede Frage, der andere ballert seine Inhalte nur durch alle Kanäle und kommuniziert somit einseitig. Egal, Hauptsache man wird wahrgenommen und man ist im Gespräch.
Mir war jedoch immer die Außenwahrnehmung wichtig, also wie mich andere Leute wahrnehmen und was sie in mir sehen. Es ist zwar toll wenn man selbst einen Plan hat, aber es ist noch besser wenn man selbst zu einem Plan wird. Ich persönlich wollte nicht der ewige Querulant und Mecker-Marcel sein, auch wenn es viele Leute gibt die meinen zynischen Schreibstil sehr mögen. Ich kann nicht Teil einer Branche sein, mit der ich es mir verscherzt habe. Wir wissen alle, dass die Retourkutschen offline fahren.
Von daher wurde es mir immer wichtiger zu erfahren, wie andere Leute im Netz auf mich, meine Beiträge und meine Art reagieren. Quasi eine virtuelle Selbstreflektion. Ich habe mich also auch mit Kommentaren, Kritik und anderen Verbesserungen auseinander gesetzt und daraus gelernt. Nicht das ich dadurch meine thematischen Schwerpunkte verlagert hätte, nein, es geht vielmehr um das „Wie“, z.B. eine differenzierte Darstellung von Sachverhalten, das Nennen von Quellen und das Involvieren von Gleichdenkenden. Wenn Inhalte aus ehrlichen Gründen geteilt werden und sogar Meinungsführer erreichen, die wiederum Inhalte teilen oder auf sie verlinken, das ist dann die wahre Perfektion des bloggens.
Bloggen zur Weiterbildung
Ich vertrete auch heute noch die Meinung, dass es in Sachen Weiterbildung nichts besseres gibt als zu schreiben und sich mit einem Thema schriftlich auseinander zu setzen! Das war schon in der Uni so und das ist auch heute noch so. Die SEO-Trainees machen es, viele andere machen es auch. Blogs, Glossare, Fachartikel, es gibt etliche Möglichkeiten. Nicht jeder Artikel den ich hier veröffentlicht habe ist aus einer reinen Kompetenzstärke oder einer morgendlichen Archimedes-Aktion hervorgegangen. Manchmal war es auch einfach ein spannendes Thema, das ich für mich selbst aus- und aufarbeiten wollte. Alleine bei der Recherche stößt man oft auf so viele verschiedenen Quellen und Auffassungen, dass man stark differenzieren muss. Hier ist der Lerneffekt zweigleisig: 1. inhaltlich und fachlich und 2. die „Prozessoptimierung“ der eigenen Denke.
Bloggen zur Markenbildung
Für mich war immer klar, dass ich den Blog von meinem Unternehmen trenne. Nicht weil das der trust in time Seite schaden würde, sondern weil das trust in time nicht das ist was ich bin. Ich bewahre mir somit eine individuelle Bandbreite, die im Rahmen meiner Person durchaus authentisch bleibt. Wie auch dieser Artikel hier, hat nicht alles immer mit SEO, SEA oder Onlinemarketing für Russland zu tun, also genau das, was mein Unternehmen letztlich tut. Auf der einen Seite gibt es mich als Marke und auf der anderen Seite ein Unternehmen. Selbst wenn beide direkt oder indirekt zusammengehören, so tun sie doch nicht das Selbe. Im Blog der trust in time werden andere Inhalte ihren Platz finden, z.B. Case Studies, Abschlussarbeiten und Fachaufsätze. Ich weiß das viele Leute das nicht so arg trennen weil die Bloggenden meist auch die Geschäftsführer oder Gründer sind. Trotzdem sind das für mich 2 Paar Schuhe. In meinem Blog kann ich mich als Person und Marke zugleich etablieren. Ich muss nichts in der 3. Person schreiben oder auf Zynismus, Memes, oder Witze verzichten. Das bin eben ich. Aber mein Unternehmen hat eine ganz klare Positionierung, in der eben nicht für alle meiner Eigenschaften Platz ist.
Monetarisierung des Blogs
Wie anfangs erwähnt, verfolgt jeder Blog andere Ziele. Web Magazine und Online-Versionen von Zeitschriften generieren Geld über Bannerwerbung, Affiliate Links, Adsense und Advertorials. Konzerne und große Unternehmen nutzen Ihren Blogs für die interne- oder externe Unternehmenskommunikation. KMU, Freelancer nutzen den Blog für die Stärkung der Reputation und generieren Umsätze somit indirekt. Dies unterscheidet sich von Branche zu Branche sicher nochmals.
Fazit
Ich habe durch meinen Blog schon einige interessante Aufträge generieren können, aber letztlich liegt die Monetarisierung für mich ganz klar im Reputationsmarketing meiner Person als Gründer und Geschäftsführer. Ich bin durch meinen Blog auch gewachsen und habe durch das produzierte Feedback wiederum neue Erkenntnisse gewonnen. Durch das schriftliche Abhandeln komplexerer Themen habe ich meine Denke optimiert und auch die Herangehensweise bei einer Problemstellung. Durch intensive Recherche habe ich mir neues Wissen und neue Möglichkeiten aneignen können. Zu Guter letzt das Wichtigste: Durch diesen Blog, in Verbindung mit den sozialen Netzwerken habe ich viele neue Menschen kennengelernt und dadurch wiederum neue interessante Personen entdeckt.
Einen Blog zu betreiben, mit Inhalten am Leben zu erhalten und Themen einfach lesbar darzustellen ist das Eine. Anerkennung, Reputation und echte Reichweite als Marke zu erlangen jedoch das andere. Das eine schließt das andere nicht aus. Beides kann koexistieren, aber es erfordert stetige Arbeit, Zuhören und Selbstreflektion.
In diesem Sinne:
Der Erfolg eines Blogs ist nicht berechenbar. Aber er ist steuerbar.
P.S. Wenn ich schreibe brauche ich immer eine relative Ruhe. Atmosphärische Instrumental Musik finde ich da besonders schön. Hier ein Mix, den ich immer wieder gerne höre:
Hans Zimmer Greatest Soundtracks Mixed 2012 by Francis Donohoe on Mixcloud