Xing Nerverei & Kontakt-Spam – Wie man seine Reputation in den Social Media kaputt macht
Aus aktuellem Anlass gibt es heute mal einen Beitrag, der nicht wirklich etwas mit SEO zu tun hat.
Scheinbar ist man selbst in den Business-Netzwerken vor Spam nicht mehr sicher. Einige Leute glauben, man müsse die Menschen mit dem Gesicht in ihre Angebote tauchen, damit sie wahrgenommen und gekauft werden. Recruiter und Headhunter lesen nicht mal mehr dein Profil, sondern schicken dir eine „Copy & Paste“ – Anfrage.
Jeder 3. denkt, er müsse sich aus „Gründen“ oder „Synergie-Effekten“ mit dir vernetzen. Der Hammer war mal eine Anfrage von einer „Expertin für Schönheit und Erfolg“. Ja was wollte sie mir damit denn sagen!? Dabei will ich doch nur meine Ruhe haben! Ich suche mir meine Partner gerne selbst und ich vernetze mich auch gerne, aber nur mit Leuten die ich kenne oder mit denen ich auf einer Welle funke. Ich kommentiere auch mal interesante Beiträge und gehe in den Dialog, aber ich belästige niemanden. Xing ist für mich ja quasi das Business-Facebook.
Auf Xing hyperaktiv = Ich habe zu viel Zeit
Auf Xing sehe ich täglich Menschen, die alles kommentieren, zu jedem Mist ein Thema oder einen Forenbeitrag eröffnen, überall ihre Links setzen (Hallo!? NoFollow?) oder ganz eifrig Eventeinladungen oder PM verschicken. Der Hammer sind dann Anfragen, die man bekommt, nachdem man ein Xing-Profil „zurück angklickt“ hat:
„Hallo! Ich sehe, Sie haben mein Profil besucht. “ AHHHHH!
Dabei merken viele scheinbar nicht, dass sie damit nur nerven und KEINE Reputation aufbauen. Ich kenne vielleicht (aus meinem Horizont gesehen) gerade mal 2 oder 3 Leute, die da durch ihre Aktivitäten wirklich etwas bewirken und an die ich mich im Fall der Fälle auch wirklich wenden würde. z.B. an +Monika Thon-Soun
Aber ich würde niemals einen Menschen kontaktieren, der offensichtlich zu viel Zeit hat und den ganzen Tag offensiv wirbt und spammt wie toll doch seine Dienstleistungen oder Angebote sind. Ich bin sowieso der Meinung, dass heutzutage fast alles über Empfehlungen läuft.
Allgemein assoziiere ich mit einer hohen Aktivität in den sozialen Netzwerken, dass diese Personen einfach wirklich zu viel Zeit und wenig Arbeit haben. (Damit meine ich natürlich nicht die Leute, die täglich bloggen oder News schreiben.)
Ein weiteres Problem sind Leute, die scheinbar Kontakte sammeln. Sorry, aber ich finde ein Xing Profil mit 2000 Kontakten absolut unglaubwürdig. Das Gleiche gilt auch für Facebook Profile. (Edit: Die Anzahl der Kontakte ist, laut einiger Diskussionen, kein Indikator für Glaubwürdigkeit.)
Ich suche = Ich biete
Ganz grandios sind auch die Profile, bei der die „Ich suche“- Beschreibung exakt der der „Ich biete“ – Beschreibung entspricht. Da haben einige wieder irgendwo was von Xing-SEO oder „Wie generiere ich am besten Aufträge“ gelesen.
Abgesehen davon, dass das ich solche Profile für nicht seriös halte, sind solche „Fehlbeschreibungen“ auch absolut suboptimal für die erweiterte Xing-Suche. Bei „Ich suche“ trägt man z.B. ein, dass man Mitarbeiter oder ein bestimmtes Produkt sucht, nicht aber seine eigenen Dienstleistungen. Ist aber sicher total erregend, wenn man die ganze Zeit von der eigenen Konkurrenz angeklickt wird.
Biete freie Kapazitäten = Ich bin gerade arbeitslos
Xing Nutzer dürften ja die Projekte-Funktion kennen. Ich suche dort, neben ein paar anderen Börsen und Portalen, auch immer regelmäßig nach interessanten Ausschreibungen und Gesuchen. Ich finde auch gut, dass es so etwas gibt.
Und dann gibt es da oft die ganz großen Selbstvermarktungsprofis die, die Ihre „freien Kapazitäten“ und die gesamte Bandbreite Ihres Könnens und Schaffens als Projekt ausschreiben. Herzlichen Glückwunsch zum Business Fehler eures Lebens!
Natürlich kann man seine Dienstleistungen anbieten, aber ein „Ich habe noch freie Kapazitäten“, „Ich bin noch nicht voll ausgelastet“ oder „Ich suche Projekte“ das suggeriert einem potenziellen Auftraggeber eher ein „na der scheint ja gerade arbeitslos zu sein“.
Recruiter & Headhunter = Dreist hat einen neuen Namen!
Weitere Lieblingsmenschen sind Recruiter und Headhunter. Klar, der Job ist mir bekannt und ich denke auch, dass wir in Zeiten des Fachkräftemangels so was auch brauchen. Aber wenn dann bitte seriös und ordentlich!
Headhunter sind meistens weiblich und einigermaßen gutaussehend. Das ist scheinbar die Grundanforderung an einen Recruiter / Headhunter. Leider sind diese Menschen nicht mit der Gabe, lesen zu können, gesegnet worden. So erhalte ich als geschäftsführender Gesellschafter immer noch regelmäßig Anfragen, ob ich denn nicht gerne „für einen derer Klienten arbeiten will“ oder „Lust auf eine neue Herausforderung habe“. Natürlich sind die auch allesamt immer „zufällig auf mein interessantes Profil gestoßen“, was so interessant ist, dass die noch nicht einmal meine jetzige Position aus der Überschrift entnehmen können. Und man wird immer geduzt. Ungefragt. Ich lasse mich aber nicht einfach so dutzen, schon gar nicht von wildfremden Menschen! Das mag vielleicht bei Studenten noch ankommen oder Schülern, aber für eine Geschäftsanbahnung finde ich das frech.
Mittlerweile antworte ich sogar: „Klar, ich hab auf meine Firma eh keinen Bock mehr. Nur Erfolg ist so boring auf Dauer. Wann kanns losgehen?“ Wer nach dieser Antwort immer noch antwortet, hat definitiv auch verdient, durch einen der dümmsten Haushaltsunfälle zu sterben, z.B. von einem Karotten-Schäler komplett gehäutet zu werden.
Mir hat auf meinen Zynismus sogar mal eine erboste Dame geantwortet, ich solle mal mein Profil eindeutiger umschreiben denn „aktuell sei es ja kein Wunder, dass ich angeschrieben werde“.
Zu jeder Zeit verkaufen verkaufen!
Was für mich persönlich auch gar nicht geht sind Menschen, die bei jeder Gelegenheit verkaufen oder ihre Dienste anpreisen wollen. Da befindet man sich irgendwo, z.B. auf Xing, in einer sachlichen Diskussion und dann kommt da einer angeschissen, der weder etwas konstruktives beitragen kann noch die anderen Beiträge der Diskussion gelesen hat. Und dann kommt dann sowas wie „Wir von der Agentur XYZ sind ja schon seit 1850 im Business. bla bla bla“
Das ist der größte Fail! Wieso beteiligt man sich nicht einfach an einem Gespräch, anstatt es durch Angebote und unterschwellige Autoverkäufermethoden zu zerstören??
Beispiel: Vor kurzem war ich auf einem Digital Marketing Pitch. Vor dem Start-Up Pitch gab es einen Social Media Vortrag von einem Amerikaner. In der anschließenden Diskussion durften dann auch Fragen gestellt werden und natürlich gab es wieder diese „Wir machen dies und das und das auch schon seit 50 Millionen Jahren“ – Agentur-Menschen. Da haut eine echt raus „Ich habe ja schon seit 18 Jahren mit Social Media zu tun. Unsere Agentur…bla bla bla“
Moment, 18 Jahre? Wir haben 2013. Dann war sie also schon 1995, noch bevor der Google Vorläufer BackRub am Start war und Marc Zuckerberg seine ersten Sackhaare hatte, in den Social Media unterwegs. Also ich hab bis 1998 noch in Newsgroups rumgehangen. Keine Ahnung aus welchem Universum diese Frau kam.
Fazit: Bleib auf Augenhöhe, sei du selbst und hör zu.
Alle oben genannten Wege, um „Andere zu überzeugen“ und sich selbst zu vermarkten sind absolute No-Goes in den Business Netzwerken sowie im echten Leben. Wer längerfristig gute Kunden, einen seriösen Ruf und einen angenehmen Stundensatz haben möchte, sollte sich davon distanzieren aufdringlich zu sein und auf Teufel komm raus immer an Geschäfte denken. Die Nutzer des Web 2.0 sind alles andere als dumm und wir leben auch nicht mehr im Jahre 2000, wo man den Leuten im Netz jeden Mist verkaufen konnte. Obwohl es auch heute noch einige Vögel gibt, die viel reden aber nichts erzählen.
Bei Xing gilt: Weniger ist mehr! Beteilige dich sachlich an Diskussionen, teile dein Wissen mit anderen und gib sachdienliche Tipps und Hinweise. Dafür wird man dir dankbarer sein, als wenn du den Menschen dort gleich deine Dienstleistung verkaufen willst. Du musst auch nicht immer jeden Beitrag in deinen abonnierten Gruppen kommentieren und klugscheißen. Bleib bei jeder Kommunikation auf Augenhöhe. Überheblichkeit und Größenwahn kommen nicht gut an.
Kontaktiere nur Leute, mit denen zu gerade zu tun hast (hattest) oder mit denen du konkret ein Geschäft abwickeln willst. Jede andere Anfrage aus dem Nichts könnte nervend und unseriös wirken.
Stelle auch keine „Synergie Anfragen“ und spamme deine Kontakte auch nicht per PM oder E-Mail mit Werbung und Müll zu. Verhalte dich seriös denn du bist nicht auf Jappy.de. Vergiss nicht, dass Xing ein Business Netzwerk ist.
Wenn jemand dein Profil anklickt, muss das nicht immer bedeuten, dass dich diese Person interessant findet oder ein Geschäft mit dir machen möchte. Manche Leute schauen sich halt einfach auch nur „auf dem freien Markt um“.
Stelle auch keine verzweifelten „Arbeitsgesuche“ ein. Auch wenn die Auftragslage schlecht ist, mach es nicht in diesem Stil. Bastel dir lieber eine aktuelle Vita und ein schönes Anschreiben und kontaktiere entsprechende Personen per E-Mail. Auf keinen Fall stelle deine Arbeitskraft und dein Können als „Projektausschreibung“ ein. Das wirft kein gutes Licht.
Allgemein gilt: Verhalte dich wie ein Profi. Auch wenn man sich selbst gerne reden hört, sollte man zuhören. Pflege deine Kontakte auf natürliche Weise und verschicke keinen Spam oder Angebote. „Funke“ auf der zwischenmenschlichen Ebene mit deinem Umfeld.
Reagiere lieber auf Gesuche oder Statusmeldungen, anstatt aktiv zu verkaufen oder Kaltakquise zu betreiben. Verkaufe nicht bei jeder Gelegenheit, es reicht wenn die Leute in deinem Netzwerk wissen wo deine Kernkompetenz liegt. Wenn sie Hilfe brauchen, werden sie dich kontaktieren wenn deine allgemeine Erscheinung seriös und glaubhaft ist. Das Leben besteht nämlich nicht nur aus Arbeit.
Leser Kommentare / Ergänzungen der No-Goes
Michaela schreibt:
Mein neuester Anfrage Coup in dieser Woche:“Hallo Frau Exxx, Kontakte schaden nur dem, der keine hat. Wenn nicht jetzt, wann dann? Wenn nicht wir,
wer sonst?
Gruß
Oliver“
Man möchte eigentlich nur noch mit einem Taschentuch dasitzen und weinen. ——————-
Stephan schreibt:
„Wir sind gemeinsam in der Gruppe Live Kommunikation und Sie vertreiben auch im PLZ4 Finanzdienstleistungen….“
ähm… 3 x nein. Was soll so was? Kontakte sind wichtig…. aber mehr als eine Datenbankverknüpfung.
Marcel Schrepel (B.A. Wirtschaftskommunikation) ist Lead International Business Development bei der internationalen Onlinemarketing Agentur morefire GmbH. Zuvor war Marcel fast 10 Jahre Gründer und CEO der Agentur trust in time, bis beide Agenturen 2021 fusionierten. Er studierte Wirtschaftskommunikation und ist überzeugter Slow-Blogger, Fachautor und schreibt Artikel über SEM, Kommunikation und die moderne Welt des Web 2.0.