Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den Formen der Internetwerbung (auch Onlinewerbung) und mit welchen Ansätzen und Relevanzkriterien man den richtigen Werbekanal für sein Vorhaben findet und auswählt.

Der Fokus richtet sich auf die gängigsten Arten von Internetwerbung und einfache Fragestellungen, mit denen Werbetreibende die Relevanz und das Potential eines Werbekanals einschätzen können. Klassische Werbeformate wie Print oder TV-Werbung werden hier nicht berücksichtigt.

Im ersten Abschnitt gehe ich kurz auf die gängigen Formen von Internetwerbung ein, im zweiten Teil klären wir allgemeine Fragestellungen, die das Vorhaben betreffen und Fragen, die sich auf den jeweiligen Werbekanal beziehen. Zum Abschluss kombiniere ich diese Erkenntnisse und erläutere anhand eines Beispiels, wie man mit diesem Wissen Entscheidungen in Bezug auf die Auswahl eines Werbekanals treffen kann.

Fortgeschrittenen empfehle ich, den ersten Teil zu überspringen.

Ich probiere hier auch etwas Neues aus: Ein Blog-Artikel aufbauend auf einer meiner Podcast-Folgen „Internetwerbung – Welcher Kanal ist der Richtige?“.

Ich empfehle Euch also unbedingt diese zu hören und parallel dazu den Artikel zu lesen oder erst lesen und dann anhören oder umgekehrt…oder einfach wie ihr wollt.

Welche Arten von Internetwerbung gibt es?

Zu allererst müssen wir natürlich klären, welche Werbeformen es im Internet überhaupt gibt. Nachfolgend habe ich die wichtigsten aufgeführt und für ein besseres Verständnis diese alleinstehend und ohne jegliche Kategorisierung erläutert. Die Liste wäre ziemlich lang, wenn man jede erdenkliche Werbeform oder Werbeformate aufzählen und beschreiben würde.

Suchmaschinenmarketing (SEM)

Suchmaschinenmarketing (auch SEM – englisch: search engine marketing) zählt zu den Teilgebieten des Onlinemarketing und umfasst alle Maßnahmen, die dazu beitragen eine Website bei den Suchmaschinen besser zu positionieren bzw. deren Sichtbarkeit zu relevanten Suchanfragen (Keywords) zu erhöhen. Fälschlicherweise wird der Begriff immer wieder für Suchmaschinenwerbung verwendet.

Suchmaschinenmarketing dient als Überbegriff für die Teildisziplinen Suchmaschinenoptimierung (SEO) und Suchmaschinenwerbung (SEA), welche nachfolgend kurz erläutert werden.

Suchmaschinenoptimierung (SEO)

Suchmaschinenoptimierung (englisch: search engine optimization) beschreibt alle Maßnahmen die dazu beitragen eine Website zu relevanten Suchbegriffen höher in den organischen (nicht bezahlten) Suchergebnissen zu listen. Weiter unterscheidet man hier zwischen OnPage– und der OffPage-Optimierung sowie der inhaltlichen– und technischen Optimierung.

SEO zählt so gesehen nicht zu den Formaten der bezahlten Werbung per Definition, allerdings ist ihr Stellenwert im Internetmarketing unbestritten hoch und oftmals für Webseitenbetreiber eine ernstzunehmende Alternative. Deshalb erwähne ich diese Disziplin hier trotzdem.

Suchmaschinenwerbung (SEA)

Suchmaschinenwerbung (englisch: search engine advertising – SEA) beschreibt sämtliche Werbeformen bei Suchmaschinen wie Google, Bing, Yahoo, Baidu oder Yandex nimmt vom Abdeckungsbereich fast den größten Teil unter dem Dach der Internetwerbung ein. Diese Werbung erscheint in den Suchergebnissen selbst oder – im Falle von Google – auch auf Drittseiten, die einem Partner-Netzwerk angehören (z.B. AdSense). Es gibt Textanzeigen (Search Ads) und Bildanzeigen (Display Ads), welche – egal wo sie erscheinen – auch als solche gekennzeichnet sind.

Bei Google erfolgt die Aussteuerung und Ausspielung von Werbeanzeigen über das separate System „Google Ads“ (ehemals Google Adwords). Youtube gehört ebenfalls zu Google und auch dort lassen sich über Google Ads Text-, Bild- und Videowerbeanzeigen schalten.

Fast alle Suchmaschinen betreiben PPC (pay per click)-Modelle, d.h. man bezahlt nur, wenn ein Nutzer auf eine Anzeige klickt. Im Bereich der Bannerwerbung und im Programmatic Advertising (beides folgt in den nächsten Abschnitten) ist häufig das Pay-per-View-Modell gängig – man zahlt also, wenn die Werbeanzeige angezeigt und nicht zwangsläufig angeklickt wurde. An dieser Stelle wird schon deutlich, wie komplex und ausgereift Internetwerbung heute ist.

Google Display Netzwerk (GDN)

Das Google Display Netzwerk (GDN) gehört zum Google Ads Tool (ehemals Adwords) und ist für die Ausspielung von Bild-, Banner- und Videoanzeigen zuständig. Da die Google-Suche selbst – bis auf Google Shopping Anzeigen – keine Bild- oder Bannerwerbung anzeigt, bespielt das GDN hauptsächlich Dritt- und Partnerseiten, die das Google Adsense Programm nutzen. Google Adsense ist ein Programm für Webseitenbetreiber durch Werbung Geld zu verdienen.

Google Display Werbung in meinem Blog

Google Shopping Werbung

Google Shopping-Werbeanzeigen werden ebenfalls über das Google Ads-System konfiguriert und ausgespielt. Die Anzeigen erscheinen bei transaktionsorientierten sowie spezifischen Produkt-Suchanfragen meist ganz oben in einem Karussel.

Die Konfiguration der Anzeigen ist sehr einfach: Man benötigt ein Google Merchant-Konto, wo man mithilfe eines Feeds alle Produkte samt Preise und Attribute aus seinem Onlineshop synchronisiert. Durch eine weitere Verknüpfung des Google Ads-Kontos und dem Google Merchant Center kann man quasi sofort Google Shopping-Anzeigen schalten.

Anders als bei Google Ads Search- oder Display-Kampagnen ist die Konfiguration von Google Shopping sehr einfach und die Kampagnen werden nicht durch Keywords ausgesteuert, sondern durch Produktangaben wie Modell, Marke, Größe, Farbe usw. Aber auch hier zahlt man nur, wenn ein Nutzer auf die Anzeige klickt.

Social Media Werbung

Social Media Werbung schließt alle Werbeformen in den sozialen Netzwerken wie z.B. Facebook und Twitter aber auch Xing, LinkedIn und Youtube ein. Anders als bei Suchmaschinenwerbung (Keywords), funktioniert die Aussteuerung in Sozialen Netzwerken vorrangig über Zielgruppenkriterien wie demografische Daten, Interessen oder – wie bei Twitter – über Hashtags. Social Media Werbung nimmt – neben SEM und Bannerwerbung – den zweitgrößten Teil der Internetwerbung ein.

Vor allem bei Facebook ist die Werbeausspielung sehr detailiert und auch mit kleinen Budgets möglich.

Werbung auf Facebook

Remarketing

Mit Remarketing kann man ganz speziell die Nutzer ansprechen, die bereits mit der eigenen Website interagiert haben. Über Cookies werden quasi Listen gefüllt, anhand dessen beispielsweise das Google- oder Facebook-Werbesystem dann später erkennt, ob ein Nutzer eine Website, Unterseite oder einen anderen bestimmten Bereich einer Seite bereits besucht hat. Man kann so auch Nutzer mit noch zugeschnitteneren und attraktiveren Angeboten (Extra-Rabatte) ansprechen, die z.B. den Kaufprozess in einem Onlineshop im Warenkorb abgebrochen haben.

Remarketing gilt als äußerst effektiv und kostengünstig, da die potentiell zu bespielende Zielgruppe deutlich kleiner und spezieller ist. Dadurch halten sich auch die Klickpreise moderater. Nicht nur Google und Facebook nutzen Remarketing, es gibt auch eine Vielzahl anderer Anbieter und Vermarkter, die diese Werbeform anbieten.

Affiliate-Marketing

Affiliate-Marketing (internetbasiertes Provisionssystem) wollte ich ursprünglich nicht mit in diesen Beitrag aufnehmen, allerdings zeigt es gerade im Bereich des E-Commerce eine hohe Relevanz und ist eine super Alternative für diejenigen, die sich eigene Onlinemarketing-Kampagnen nicht leisten können oder wollen.

Beim Affiliate-Marketing ist die Vergütung erfolgsabhängig, d.h. man im Falle eines erfolgreichen Kaufs eine vorher festgelegte Provision an denjenigen zahlt, der den Käufer „vermittelt“ hat. Das sind in der Regel Affiliates (engl. Partner). Diese bewerben auf ihren Websites Produkte und Dienstleistungen fremder Unternehmen und erhalten dafür, im Falle eines erfolgreichen Kaufabschlusses, eine Provision.

Der große Vorteil vom Affiliate-Marketing ist, dass man gänzlich ohne eigene Onlinemarketing-Aktivitäten und Werbekosteneinsatz zu einer aktiven Online-Vermarktung kommt. Der Nachteil ist, dass man die Methoden und die Werbekommunikation der Affiliates selbst nicht steuern kann.

Bannerwerbung

Bannerwerbung auf Süddeutsche.de (eigene Vermarktung)

Bannerwerbung dürfte jedem von euch ein Begriff sein. Auf fast jeder größeren oder populären Website im Internet sieht man sie: Werbebanner – statisch oder animiert, klein oder groß, unten oder oben. Werbebanner nehmen – neben SEM und Social Media Werbung – den drittgrößten Teil in der Internetwerbung ein. In Summe mit beispielsweise den Google Display Ads und dem Partnernetzwerk womöglich sogar einen noch größeren Teil.

Neben den Display-Netzwerken von Suchmaschinen gibt es etliche andere Werbenetzwerke und Netzwerk-Aggregatoren wie Programmatic Advertising. Bei programmatischer Werbung handelt es sich um eine automatische und weitläufige Anzeigenschaltung über viele Werbenetzwerke und Werbeplätze hinaus. Man bucht quasi einmal seine Targeting-Kriterien (Zielgruppe) ein und die Software erledigt den Rest. Das Google Display Netzwerk ist so gesehen auch eine Form der programmatischen Werbung.

Bei Nachrichtenseiten und Verlagsangeboten werden die Werbeplätze zudem noch über eigene Vermarkter verkauft, die ein Gesamtportfolio aller Websites eines Verlages zur Werbeschaltung anbieten. Möchte man auf einer speziellen Website werben, so sollte man sich in jedem Fall informieren, welches Werbenetzwerk oder welcher Vermarkter für die Anzeigenschaltung zuständig ist.

Interstitials

Interstitials oder Interstitial Ads gehören zu den Werbebannern (Bannerwerbung). Sie sollen den Besuch eines Users auf einer Website bewusst unterbrechen und diese Aufmerksamkeit für die Werbebotschaft oder eine andere Handlungsaufforderung nutzen. Sie sind quasi die Weiterentwicklung der ewig gehassten PopUps.

Viele Webseiten nutzen Interstitials leider immer noch ohne der Usability zu folgen oder einem roten Faden in Bezug auf die Nutzererfahrung. So erscheint es mir etwas verwirrend, wenn mich eine Website, die ich das erste Mal besuche nach 2 Mal scrollen mit einem Interstitial im Lesefluss unterbricht und mich auffordert den Newsletter zu abonnieren oder etwas zu bewerten.

E-Mail-Werbung

Vielen heute immer noch lästig und unbelieb aber aus der Internetwerbung nicht weg zu denkent: E-Mail-Werbung. Aber gut gemacht und richtig angewandt funktioniert sie vor allem als Instrument der Kundenbindung (Rabattaktionen, Sonderangebote, Sale, Gutscheincodes oder Newsletter) noch sehr gut. Leider verstehen viele unter dem Begriff auch Spam-Mails und andere Massen-E-Mails, die ich als Online-Marketer jetzt dort aber ungerne einsortieren würde.

E-Mail-Werbung ist meiner Meinung nach besonders bei Bestandskunden erfolgreich. Das Versenden an Neukunden oder Unbekannte ist vor allem seit Inkrafttreten der DSGVO problematisch und rechtlich schwierig.

Video-Werbung (Youtube & Co.)

Kommerzielle Videoclips sind mit der klassischen Fernsehwerbung vergleichbar. Allerdings folgen sie im Internet eigenen Regeln, was vor allem an der Aufmerksamkeitsspanne der Nutzer und dem enormen Wettbewerb liegt. Während einer klassischer Fernsehwerbespot innerhalb eines begrenzten Werbeblocks ausgespielt wird und dort seine Wirkung entfalten kann, fügt sich ein Spot den Ausspielungskriterien von beispielsweise Youtube. Die Nutzer dort sehen auch nicht nur einen Werbeblock pro Stunde, sondern konstant überall dort, wo Videowerbung zum Einsatz kommt.

Videowerbung vor einem Youtube-Video

Das führt einerseits dazu, dass man in besonderem Maße und in relativ kurzer Zeit die Aufmerksamkeit und das Interesse der Werberezipienten wecken muss, andererseits muss man die Ausspielung der Werbung bestmöglich an die Kriterien der Zielgruppe anpassen.

Die größten Vorteile von Videowerbung gegenüber der klassischen Fernsehwerbung sind geringere Streuverluste, geringere Schaltungskosten und das schnellere Schalten der Videoclips. Vor allem wegen der deutlich erschwinglicheren Gesamtkosten wird Videowerbung im Internet einer Vielzahl von Werbetreibenden zugänglich.

Advertorials (gekaufte Gastartikel)

Advertorials sind redaktionelle Artikel, die gegen Bezahlung auf Webseiten Dritter veröffentlicht werden. Advertorials müssen zwar als Werbung gekennzeichnet werden, sind aber oftmals für Laien nicht von normalen redaktionellen Inhalten zu unterscheiden.

Fast alle großen Verlagsangebote bieten Advertorials an. Seiten wie Focus Online werben zudem damit, dass man mit dem Artikel zu einem bestimmten Suchwort garantiert auf Platz 1 in der organischen Suche erscheint.

Obgleich Advertorials sicher in einigen Bereichen sehr gut funktionieren, sehe ich das moralisch wie auch aus anderen Gründe sehr kritisch. Zumal die Kosten eines solchen gekauften Artikels in die Tausende gehen.

Relevanzkriterien eines Werbekanals

Bei der Beurteilung und Auswahl eines Werbekanals im Internet kann man sich grundlegend an sehr einfachen Fragestellungen orientieren. Kann man diese Fragen beantworten, ergibt sich die Auswahl der Werbekanäle imho von selbst.

Diese Fragen lassen sich übrigens sowohl für eine Werbeform als auch für eine konkrete Website anwenden.

Ich muss an dieser Stelle ganz deutlich sagen, dass die Fragestellungen allein nicht hilfreich sind. Man muss auch die Mediadaten und den Wirkungsgrad der jeweiligen Kanäle kennen und über detailiertes Wissen seiner Zielgruppe verfügen. Nur mit einer soliden „Wissensbasis“ aus diesen Bereichen kann man die Orientierungsfragen beantworten und letztlich den/die richtigen Werbekanal/kanäle auswählen.

Allgemeine Fragestellungen in Bezug auf das Vorhaben

Allgemeine Fragestellungen in Bezug auf das eigene Werbevorhaben können sein:

  • Wieviel Budget steht mir zur Verfügung? (wichtigste Grundsatzfrage)
  • Wie hoch ist die Gewinnmarge bei einem Verkauf im Onlineshop? (ROI)
  • Wer ist meine Zielgruppe? Wen will ich mit der Werbung erreichen?
  • Was sind meine Werbeziele? (Leads, Aktionen, Anfragen, Verkauf, Branding)
  • B2B oder B2C?
  • Ist mein Produkt oder Dienstleistung erklärungsbedürftig?
  • Möchte ich mit Text- oder Bildanzeigen werben? (Format-Frage)
  • Was sind meine KPI? (Reichweite, Klicks, CTR oder Conversions)
  • Inhouse oder Outsourcing? (Kompetenzfrage)
  • Bis wann muss ich mit meiner Kampagne zu Ergebnissen kommen? (Zeitfrage)
  • Wie will ich meinen Erfolg messen?

Die Fragen können auch aufeinander aufbauen oder sich ergänzen. Das ergibt sich dann je nach Ausgangssituation von selbst.

Allgemeine Fragestellungen in Bezug auf den Werbekanal

Wichtige Fragen in Bezug auf einen möglichen Werbekanal oder Werbeform können sein:

  • Wen erreiche ich auf diesem Kanal? (Zielgruppenfrage)
  • Gibt es ein Mindestbudget, was ich ausgeben muss? (
  • Wie ist hoch ist der durchschnittliche CPC (Klickkosten) oder CPM (TKP)? (Budgetfrage)
  • Erreiche ich hauptsächlich B2C- oder B2B-Nutzer? (Zielgruppenfrage)
  • Wie detailiert ist die Aussteuerung des Kanals? (Streuverluste?)

Anwendungsbeispiel – Wie wähle ich den passenden Kanal aus?

Kommen wir nun zu einem praktischen Anwendungsbeispiel, um den Einsatz und die Vorteile deutlich zu machen.

Zur deutlichen Differenzierung: Ich möchte hier keine Marketing-Strategie schreiben, sondern möglichst einfach einen gedanklich nachvollziehbaren Weg aufzeigen, wie man einen Kanal anhand seiner Eigenschaften und vorgegebenen Parametern auf Relevanz prüfen und auswählen kann.

Das Szenario meines Beispiels 

Ich bin der Online-Marketing-Verantwortliche eines Onlineshops mit 30 Mitarbeitern. Wir verkaufen hochwertige Designer-Möbel. Ich soll die Verkäufe ankurbeln und gleichzeitig die Markenbekanntheit unseres Shops erhöhen. Dafür habe ich 3 Monate Zeit – mit den Ergebnissen rechnet mein Chef in 6 Monaten. Ich bin der einzige Mitarbeiter mit Basic-Skills und habe für das Vorhaben 30.000€ Budget zur Verfügung.

Meine Zielgruppe

Die Zielgruppe unseres Onlineshops sind B2C- und B2B-Kunden.

Bei den B2C-Kunden handelt es sich um Besserverdiener zwischen 25 – 35 Jahren aus Großstädten in Deutschland, die überwiegend in kreativen- oder Kammer-Berufen arbeiten und sich für Kunst, Mode und gesunde Ernährung interessieren. Sie legen wert auf Design und ausreichend Wohnraum. Sie leben entweder in einer überdurchschnittlich großen Mietwohnung oder in einer Eigentumswohnung.

Bei den B2B-Kunden handelt es sich überwiegend um die Inhaber / Geschäftsführer von Agenturen, Anwaltskanzleien, Arztpraxen in Deutschland – aber auch Raumausstatter und Innenarchitekten. Die B2B-Zielgruppe überschneidet sich somit zum Teil mit der B2C-Zielgruppe.

Kein Erfolg ohne konkrete Werbeziele!

Wie auch im analytischen Bereich des Performance-Marketing gilt: Keine Erfolgsmessung gelingt ohne konkrete und festgelegte Ziele.

Ziele sollten immer smart formuliert sein. S.M.A.R.T. steht für spezifisch – messbar – attraktiv – realistisch – terminbezogen.

Ich formuliere also für unser Beispiel die Ziele meines Vorhabens wie folgt:

  • 30% Umsatzsteigerung (150.000€) innerhalb von 6 Monaten bis zum 31.12.2020
  • Bekanntheit des Shops innerhalb von 6 Monaten bei der Zielgruppe von 10% auf 45% erhöhen
  • Der Umsatz kann direkt durch die Verkäufe und den Warenkorbwert gemessen werden.
  • Die Bekanntheit kann durch den Traffic bzw. durch die Auswertung der organischen- und bezahlten Suche gemessen werden-

Sind meine Werbeziele smart?

  • 30% Umsatzsteigerung bzw. 150.000€ sind spezifisch
  • Die Ziele Umsatz und Bekanntheit sind direkt messbar
  • Die Ziele sind realistisch angesetzt und fordern mich heraus (attraktiv)
  • 6 Monate sind realistisch – der 31.12.2020 ist terminbezogen

Auswahl der Werbekanäle und Budgetverteilung anhand der Fragestellungen und Vorgaben

Ich entscheide mich sofort für SEA als Instrument und Google Ads, Google Shopping und Display-Ads mit Remarketing weil ich dort quasi sofort mit der Werbung starten und Ergebnisse messen kann. Noch dazu kann man bei Google Display Ads mit demografischen Merkmalen arbeiten sowie die Anzeigen nach Themen oder Keywords aussteuern. Mit Remarketing möchte ich Nutzer, die auf unserer Website noch nicht gekauft haben, noch einmal ganz speziell mit einem Gutschein-Code ansprechen.

Bannerwerbung über dritte Vermarkter lasse ich aus, weil 1. das Abrechnungsmodell nach Impressionen ist und 2. da die Aussteuerung zu unspezifisch ist. Das lässt mein Budget nicht zu.

Ich beauftrage dazu eine Agentur, da mir selbst die Kompetenz fehlt. Da mir eine Keyword-Recherche gezeigt hat, dass Designermöbel oft gesucht werden und Google einen Marktanteil von 98% hat, verplane ich für diese Kanäle 15.000€. Hier rechne ich mit dem meisten Traffic-Zuwachs. Die Agentur soll transaktionsorientierte Kampagnen erstellen sowie eine Brand-Kampagne – 2/3 Budget auf Transaktion, 1/3 auf Brand. Aussteuerung nur auf deutsche Großstädte, Display nur enge themenverwandte Websites und Zielgruppen-Keywords.

Als Nebenbaustelle entscheide ich mich für SEO, da ich auf diesem Gebiet Erfahrung und Know-How habe. Ich erstelle zielgruppengerechte Landingpages, die verkaufsfördernd gestaltet sind. Ich plane 3000€ für ein einmaliges CRO-Audit (CRO – Conversion Rate Optimierung) und gebe die Ergebnisse an unseren internen Webdesigner.

Xing und LinkedIn schließe ich als Kanal aus, da es sich dort um Business-Netzwerke handelt. Man könnte zwar meinen, dass es zur Zielgruppe passt, allerdings sind 1. die Aussteuerungskriterien schlecht (Streuverluste) und 2. die Klickpreise sehr hoch.

Noch dazu sehe ich meine Zielgruppe eher auf Facebook und Instagram, wo Inhaber und Geschäftsführer in einem etwas „persönlicherem Umfeld“ auch bereit sind, Kaufentscheidungen zu treffen. Ich plane also 10.000€ für Facebook und Instagram Ads ein und lasse mir dazu von unserem Grafiker Motive von unseren Bestsellern erstellen.

2.000€ plane ich für das technische Setup des Monitoring ein. Ich benötige bei der Conversion-Messung den Warenkorbwert und allgemein alle gängigen Analytics-Parameter von Google Analytics.

Nun ist mein verfügbares Budget schon aufgebraucht. Deshalb entscheide ich mich weiterhin, unseren Onlineshop bei verschiedenen Affiliate Programmen anzumelden. Da die Gewinnmarge bei unseren Designermöbel sehr hoch ist, setze ich attraktive 10% Erfolgsprovision an. Ich setze damit einen Anreiz für die Affiliates, sich in Bezug auf den Verkauf unserer Möbel ins Zeug zu legen.

Amazon-Werbung hätte ich gerne geschaltet, allerdings reicht dafür das Budget nicht mehr aus. Alternativ frage ich bei meinem Chef nach extra Budget und argumentiere mit der Marktmacht von Amazon und dem möglichen Umsatz.

Weiterhin veranlasse ich, dass wir einen Newsletter an unsere Bestandskunden verschicken. Sonderangebote und Mengennachlass sollen die Verkäufe dort vorantreiben. Hier benötige ich kein extra Budget, da ich selbst für den Newsletter verantwortlich bin.

Über wöchentliche Reportings der SEO-Performance, Onsite-Analytics und den SEA-Reports der beauftragten Agentur beobachte ich die festgesetzten KPI und justiere ggf. nach. Ich setze mir selbst das Ziel, dass ich bereits nach spätestens 3 Monaten erste Ergebnisse sehen kann, damit ich ausreichend Zeit habe, nach Ablauf der 6 Monate die von meinem Chef festgelegten Werbeziele zu erreichen.

Durch das genaue Targeting auf dem SEA-Kanal in Kombination mit dem Affiliate-Programm und SEO-Aktivitäten werde ich mich dem festgesetzten Ziel wohl stark annähern, aber es vielleicht nicht ganz erreichen. In jedem Fall werde ich nach den 6 Monate eine genaue Auswertung aller Kanäle vornehmen.

Fazit

Zugegeben, war das Beispiel wirklich sehr oberflächlich. Ich denke aber, dass es ausreicht, um zu verdeutlichen, wie man anhand von Fragen und Fakten zu dem richtigen Werbekanal kommen kann. Sicherlich braucht es auch etwas Berufserfahrung, die ich definitiv habe, aber ich denke es ist gut, wenn man seine Vorgehensweise nachvollziehbar abbilden kann.

Vergessen wir jedoch bitte nicht, dass für eine erfolgreiche Werbekampagne nicht nur der richtige Werbekanal, die richten Werbemaßnahmen und die richtigen digitalen Werbeflächen wichtig sind. Es zahlen auch eine zielgerichtete Werbebotschaft bzw. die Anzeigenkommunikation und das Werbemotiv stark in den Erfolg ein. Das Vertrauen des Internetnutzers muss auch erst gewonnen und die Aufmerksamkeit erweckt werden, bevor er zum Kunden konvertiert.

Ich kann nur jedem Werbetreibenden empfehlen, sich vor der Durchführung eines Werbevorhabens, einer Kampagne oder sonstigen Onlinemarketing-Aktivitäten, sich unbedingt mit der Zielgruppe, den internen- und externen Fragestellungen sowie mit den reinen Fakten auseinanderzusetzen und dann anhand dieser Erkenntnisse eine Auswahl zu treffen.

Oft höre ich Sätze wie „Mir wurde empfohlen, dass…“, „Mein Freund hat mir geraten, dass dieses und jenes gut funktioniert“ oder „Facebook ist der Shit.“

Wenn man Budget- und Projektverantwortung trägt, dann zählen am Ende des Tages nur Ergebnisse. Versucht es daten- oder faktengetrieben anzugehen und verlasst euch lieber auf Mediadaten, eure Erfahrung oder auf Testballons und nehmt immer die Learnings aus solchen Kampagnen mit. Vergesst niemals, alles möglichst messbar abzubilden. Wer nicht messen kann, kann auch nicht über Erfolge oder Potentiale sprechen!

Ich hoffe, ihr fandet den Beitrag hilfreich und ich würde mich freuen, wenn ihr diesen mit Menschen teilt, die ihn nützlich finden könnten.

Auch freue ich mich über konstruktive Kritik und Verbesserungswünsche in den Kommentaren.

Mediadaten bzw. erste Anlaufstelle der wichtigsten Plattformen

Nachfolgend noch ein Links zu den wichtigsten Online-Werbeplattformen.