ullustriertes Schild

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Es ist oft diskutiert und jeder sieht das irgendwie anders: Wie findet man die perfekte SEO-Agentur? Wie schützt man sich als Kunde vor Pfuschern und schlechten Ergebnissen? Was kann ein SEO tun, um Probleme mit Kunden zu vermeiden? Wie kann man schlechte Suchmaschinenoptimierer sogar vor sich selbst schützen?

Fragen über Fragen.

Ich möchte meine Gedanken zu diesem Thema und andere Fragestellungen in diesem Beitrag etwas näher ausführen. Die daraus resultierenden Lösungsansätze sind jedoch absolut unverbindlich und theoretisch zu betrachten. Denn globale Aussagen ließen sich erst treffen, wenn man die Erfahrungen und Sichtweisen aller SEO-Kunden und Agenturen kennen würde. Tue ich aber nicht.

Dennoch kann dieser Beitrag aber vielleicht doch den ein oder anderen Anreiz schaffen, wie man einerseits als Kunde die Qualität von Suchmaschinenoptimierung sichern und kontrollieren kann und, auf der anderen Seite, wie man sich als SEO-Dienstleister selbst vor ungewünschtem Ärger und Konsequenzen schützen kann.

Wie können sich Kunden vor schlechten SEO Dienstleistern schützen?

Nur zu oft bekommt man die schlechten Erfahrungen von Neukunden zu spüren: Misstrauen und Nachfragen. Nicht jeder Kunde hat immer positive Erfahrungen gemacht. Die Geschichten von Abzocke, schlechten Suchmaschinenoptimierern und Websites, die anschließend in das Pinguin Gehege gefallen sind, häufen sich. Manche Kunden bezahlen für SEO und wissen nicht einmal, was sie eigentlich dafür bekommen. Andere Kunden sagen, sie brauchen SEO, aber sind sich gar nicht darüber im Klaren was SEO überhaupt macht. Wenn einem selbst das Wissen fehlt, dann ist es noch schwerer den Aufwand und die Kosten einer anderen Branche einzuschätzen.

Wie kann ich mich als Kunde vor Abzockern und Amateuren schützen? Wie gehe ich sicher, das ich bekomme was ich brauche? Wie kann ich Qualität und Erfolge sicherstellen?

Auf diese und andere Fragen möchte ich im folgenden Abschnitt genauer eingehen. Hierbei geht es um konkrete Möglichkeiten, wie sich SEO-Kunden auf die sichere Seite schlagen können.

Grundverständnis von SEO-Prozessen aneignen

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Ein Punkt, bei dem mir wahrscheinlich jeder zustimmen wird: Es mangelt oft an einem Grundverständnis für Suchmaschinenoptimierung und andere Prozesse. Ich will damit nicht pauschal die Kundenseite als Dummkopf darstellen, sondern vielmehr auf ein wichtiges Defizit hinweisen: Das Wissen um Suchmaschinenoptimierung und seine Prozesse.

Obwohl bereits sehr viele Unternehmen ihr Personal schulen und weiterbilden und sogar eigene Abteilungen aufbauen, die sich mit Onlinemarketing beschäftigen, mangelt es in der Praxis trotzdem noch viel zu oft an Verständnis und Basiswissen. SEO ist heute für viele immer noch „Zauberei“, „Nerd-Kram“ oder “ das Werk eines Hackers“. Dabei ist SEO eigentlich ein strukturierter Prozess wie viele andere Marketing-Instrumente auch.

Das sorgt einerseits dafür, dass der Kunde die Prozesse und die Funktionsweise der Suchmaschinenoptimierung oft nicht versteht und übertriebene Vorstellungen von Erfolg und Effektivität hat. Auf der anderen Seite, und das ist in der Praxis ein wichtiger Knackpunkt, ist ein unwissender Kunde aber auch anfällig für semiprofessionelle SEO-Dienstleister und Agenturen. Durch die Unwissenheit legen die Kunden ihre SEO Projekte oft sehr naiv in die Hände von Dienstleistern, bei denen sie nicht wirklich wissen:

Ist dieser Dienstleister kompetent?

Ist dieser Dienstleister das was ich brauche?

Arbeitet dieser Dienstleister gewissenhaft?

Rechnet dieser Dienstleister transparent ab?

Ich möchte auf diese Fragestellungen und deren Antworten hier aber nicht weiter eingehen. Dazu finden sich im Netz bereits sehr wertvolle Beiträge. Eine sehr ausführliche Checkliste zum Thema „Was man bei der Auswahl einer SEO Agentur beachten sollte“ hat mein Kollege Olaf Kopp in diesem Beitrag veröffentlicht.

Lösungsansatz: Ich sage nicht, dass sich die Kundenseite selbst auf SEO spezialisieren soll, aber ein solides Grundwissen dürfte enorm dazu beitragen, dass man Aufwand, Budgets und den ROI besser einschätzen kann. Ein Grundverständnis von Suchmaschinenoptimierung und allen damit verbundenen Prozessen bringt den Kunden nicht nur in eine bessere Verhandlungssituation, sondern sorgt auch dafür, dass man entscheidende Fragestellungen wie z.B. „Brauche ich hier Linkbuilding oder investiere ich in PR?“ oder „Ist SEO hier wirklich die Maßnahme die ich brauche oder sollte ich lieber mein Angebot optimieren?“ (Conversion Optimierung) selbst beantworten kann. Auch bei Abrechnung und Controlling ist ein Vorwissen von enormen Vorteil. Es würde ja schon genügen, wenn der Kunde durch ein Monitoring Tool (davon gibt es mittlerweile etliche) selbst den Verlauf verfolgen und Erfolge oder Misserfolge messen kann. Von daher kann ich hier ganz klar Weiterbildung empfehlen. Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von SEO-Weiterbildungsangeboten, Crashkursen und Workshops. Ich halte es für eine sinnvolle Investition, wenn man einen zuständigen Mitarbeiter so durch solides Basiswissen und damit mit einem besseren Blick auf den Sektor SEO ausstattet.

Transparenz in Angeboten und Reportings verlangen

Bei solchen Forderungen muss man grundsätzlich vorsichtig sein. Vor allem, wenn der eben genannte Punkt von mangelnden Grundwissen über Prozesse gegeben ist.

Durchsichtige SEO-Angebote

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Aber prinzipiell ist das Verlangen nach transparenten SEO-Angeboten nicht ungewöhnlich. Ich selbst habe mir irgendwann auch angewöhnt, lieber ein 3-seitiges Angebot inklusive Beiblatt zu erstellen, als nachher Enttäuschung und unnötige Nachfragen zu erleben. Auch wenn die Erstellung von solch ausführlichen Angeboten auch bei SEO für den Dienstleister extrem zeitaufwendig ist, so ist sie für den Kunden von Vorteil. Der Dienstleister kann ja beispielsweise die Kosten der Ersteinschätzung, der Recherche und der Angebotserstellung später verrechnen, wenn der Auftrag zu Stande gekommen ist. Der Kunde sollte dem SEO-Dienstleister jedoch nicht zuviel abverlangen. Ein transparentes Angebot schützt aber nicht nur den Kunden vor versteckten Kosten und Abzocke, es schützt auch den Dienstleister vor dem Kunden und Mehraufwand. Speziell dann, wenn der Kunde Dinge reklamiert oder fordert die jedoch nicht im Angebot inkludiert waren, ist der SEO in der Lage, hier entspannt auf das  Angebot zu verweisen. Bei größeren Projekten entwickeln sich beispielsweise Paketpreise schnell zum Kostenmonster für den SEO. Hier sind Dienstleister und Kunde mit einem detaillierten Angebot und einer genauen Kostenaufstellung auf der sicheren Seite. Mehraufwand lässt sich dem Kunden logisch kommunizieren und der Dienstleister kann seine Stundensätze gelten machen. Ich persönlich halte das vor allem bei OnPage Optimierung für sehr große Websites oder Onlineshops für sinnvoll.

Lösungsansatz: Ich möchte hier nicht pauschal dazu aufrufen, dass ab sofort alle Kunden 20-seitige Angebote verlangen sollen inklusive eines 100-seitigen Glossars zu Begriffsklärung und Erklärung der Notwendigkeit von SEO. Das macht bei Riesenprojekten vielleicht Sinn, aber bei kleineren Pensen übersteigt das den Kosten-Nutzen-Effekt. Es ist aber schon ratsam, dass sich der Kunde im Zweifelsfall einen Posten und die dazugehörigen Kosten erklären lässt. Im Bereich des Linkbuilding halte ich eine detaillierte Vorgehensweise im Vorfeld für unbedingt nötig. Wie das Beispiel in diesem Beitrag zeigt, kann falsch betriebenes Linkbuilding der Tod für die Rankings einer Website sein. Ein guter Suchmaschinenoptimierer wird keine Probleme haben, den Kunden über seine Strategie aufzuklären. Letztlich könnte man sagen, dass das Angebot allein schon bei der Auswahl der richtigen SEO Agentur helfen kann.

SEO Reporting – wissen wofür man bezahlt

Grafiken und Balkendiagramme

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Ist ein Dienstleistungsvertrag zu Stande gekommen dann möchte der Kunde natürlich genau wissen, was der Dienstleister eigentlich genau tut. Ich habe schon öfter gehört, dass ein Kunde jeden Monat 1000€ an den SEO überwiesen hat, aber dafür nicht einmal wusste wofür. Der Kunde darf und sollte ein monatliches Reporting verlangen bzw. eine Aufstellung über alle Maßnahmen, die durchgeführt wurden oder die sich gerade in Bearbeitung finden. Für den Kunden ergibt sich daraus nicht nur eine vertrauensfördernde Transparenz, sondern auch die Möglichkeit der besseren Qualitätskontrolle und frühzeitigen Eingreifens. Der Kunde sollte in jedem Fall auf ein Reporting bestehen, auch wenn der Dienstleister dafür einen zeitlichen Mehraufwand in Rechnung stellt.

Auf der anderen Seite ist ein Reporting aber auch für den Dienstleister selbst eine gute Möglichkeit, die getane Arbeit zu reflektieren und Erfolge und Misserfolge zu messen. Ein Reporting kann auch dabei helfen, entstandene Mehrkosten ausfindig zu machen und diese bei zukünftigen Angeboten zu berücksichtigen. Ein aufschlussreiches Reporting ist nach einem Projektabschluss auch hilfreich, um die Effektivität von Maßnahen zu beurteilen.

Lösungsansatz: Generell hat jeder Kunde das Recht auf ein Reporting. Vor allem bei langfristigen SEO Projekten muss der Kunde wissen, was die SEO-Agentur im Einzelnen genau macht. Nicht nur weil der Kunde so rechtzeitig andere Marketing Maßnahmen abstimmen kann (SEA, PR, Advertising) und über Erfolge oder Misserfolge informiert wird. Nein, ein gutes Reporting gibt dem Kunden auch das Gefühl, dass sein Geld gut aufgehoben ist und auch die Möglichkeit zur Mitbestimmung. Außerdem ist ein vollständiges Reporting für einen SEO ein guter Spiegel, um seine bisherige Arbeit zu reflektieren. Auch kann man solche Reportings intern zur Mitarbeiterschulung und Einarbeitung nutzen. Und letztlich, aber am wichtigsten: Reportings können auch im einem Streitfall ein Beleg dafür sein, ob man seinen Job gut und gründlich gemacht hat.

Haftungsklauseln in Verträgen

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Ok, jetzt kommt ein Abschnitt für den mich sicherlich einige SEO-Agenturen hassen werden. Da ich hier aber versuche, beide Seiten gleichberechtigt zu sehen, muss ich es erwähnen: Vertragsstrafen und Haftungsklauseln in SEO-Dienstleistungsverträgen.

Ich finde, wenn ein SEO seinen Job gewissenhaft, gründlich und im Rahmen aller erlaubten (oder halb erlaubten) Richtlinien durchführt, dann hat man nichts zu befürchten. Entsprechende Klauseln in den Verträgen würden den SEO sogar noch zusätzlich motivieren, im Sinne des Kunden zu denken und zu handeln. Der Kunde wiederum kann so einem Projekt mehr Vertrauen schenken und dem SEO mehr Freiheiten einräumen. Klauseln, die die Haftung und Schadensersatz bei grober Fahrlässigkeit regeln schützen den Kunden zwar nicht vor Quacksalbern und Pfuschern, aber sie schützen seine Rechte im Schadensfall und regeln Schadensersatzansprüche, Vertragsstrafen und Entschädigungen.

Lösungsansatz: Solche Klauseln in Verträgen sind schwierig. Auf der einen Seite sind sie sinnvoll, auf der anderen Seite nagen sie an der Vertrauensbasis. Für die Kundenseite bedeutet das, dass ein fachlich versierter Anwalt diese Klauseln erst einmal ausarbeiten muss. Hier stellen sich schon erste wichtige Fragen:

Wann ist der SEO überhaupt haftbar zu machen?

Wie hoch sollen Vertragsstrafen oder Schadensersatz sein und wie berechne ich diese Summe?

Wie handhabe ich einen Schadensfall, wenn der Verursacher nicht eindeutig zu benennen ist?

Verstößt meine Klausel und meine Forderung evt. gegen geltendes Recht?

Man merkt: Es ist nicht einfach. Ich persönlich finde aber, dass solche Zusatzklauseln in Dienstleistungsverträgen SEO-Kunden durchaus vor Pfuschern und Möchtegern-Optimierern schützen können. Wenn jemand gewissenhaft, gründlich und mit erlaubten Methoden arbeitet, dann hat man ja nichts zu befürchten. In jedem Fall kann es nur besser werden.

Wie oben bereits erwähnt, hatte ich in diesem Beitrag beschrieben, wie ein SEO die Rankings einer Kundenwebsite durch schlechtes Linkbuilding in den Keller gebracht und damit die Existenz eines Unternehmen empfindlich gefährdet hat. Wenn die Rankings und die Sichtbarkeit einer Website nach einer Suchmaschinenoptimierung so spürbar schlechter sind und der Dienstleister sich einfach aus der Affaire ziehe kann, dann schaut der Kunde nur noch hilflos in die Röhre. Allein schon aus dieser Sichtweise finde ich vorher festgelegte Vertragsstrafen oder eine Festlegung von Beseitigung eines Schadens absolut fair. Und ganz ehrlich: Da draußen gibt es etliche Leute, die sich „Suchmaschinenoptimierer“ nennen. Wenn diese Leute ohne Gewissensbisse die großen und teilweise übertriebenen Budgets einstreichen und dann auch noch Schaden verursachen, dann soll man sie auch zur Rechenschaft ziehen können. Ich persönlich hätte damit kein Problem, solche Klauseln zu unterschreiben, sofern aber auch genau definiert ist, auf welchen Bereich sich eine Haftung bezieht und aufgrund welcher Indikatoren man mir einen Schaden nachweisen würde. Und da ist man wieder bei dem Problem des fehlendes Grundverständnis.

Erfolgsprovisionen und Umsatzbeteiligungen

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Das ist ein Vergütungsmodell, was es in der Praxis schon gibt. So gesehen das Gegenteil der Vertragsstrafe.

Suchmaschinenoptimierung auf Erfolgsbasis macht aber auch nur dann Sinn, wenn das definierte Erfolgsziel auch für den SEO-Dienstleister erreichbar und realistisch ist. Letztlich steckt ein SEO teilweise sehr viel Zeit in die Optimierung einer Website. Wenn dann die Ziele des Kunden so hoch gesteckt sind, dass der SEO mit tausenden von Euro in Vorkasse (z.B. Arbeitszeit) gehen muss um ein unsicheres Ziel zu erreichen, das wird kein SEO unterschreiben. Auch bei kleineren Projekten oder reiner OnPage Optimierung halte ich persönlich eine Vergütung auf Provisionsbasis für schwierig. Weiterhin schwierig wird es, wenn ein Kunde sein Projekt auf Umsatzbeteiligung oder Provisionsbasis ausschreibt, jedoch keine Ahnung über den daran geknüpften Aufwand hat. Hier haben wir erneut das Problem mit dem fehlenden SEO Wissen.

Lösungsansatz: Erfolgsprovisionen und Umsatzbeteiligungen werden  z.B. auf dem E-Commerce Sektor gern gesehen. Einerseits hat der SEO den Ansporn, bei erfolgreicher Arbeit sehr gutes Geld zu verdienen und andererseits hat der Kunde damit auch eine Art Garantie, dass der SEO auch gründlich und zielgerichtet arbeiten wird. Eigentlich Win Win. Auch im Bereich der Suchmaschinenwerbung (SEA) gibt es diese Vergütungsmodelle. Ich persönlich finde ein solches Abrechnungsmodell absolut fair solange das Ziel erreichbar ist, die Umsatzbeteiligung attraktiv ist und der Aufwand in einem gesunden Verhältnis zum Verdienst steht.

Wie können SEOs den Kunden überzeugen?

Mann im Hemd denkt nach

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„Der Kunde ist König“, das steht außer Frage. Jedoch ist der Kunde nur solange König, wie die Abdeckung seiner Bedürfnisse auch realisierbar und die Erfolgserwartung realistisch ist. Verlangt ein Kunde zuviel oder gar Unmögliches dann ist schlechte Stimmung und ein gestörtes Verhältnis vorprogrammiert. Aus der Sicht der Kunden sind wir Suchmaschinenoptimierer auch nur Dienstleister und der Kunde erwartet von einem SEO-Dienstleister, dass dieser die Rankings seiner Website nachhaltig verbessert.

Nicht selten zerbrechen Dienstleistungsverträge und Kundenbeziehungen, weil sich der Kunde nicht gut ausreichend oder falsch beraten fühlt oder mit den Ergebnissen nicht zufrieden ist. Im schlimmsten Fall hat der Kunde sogar noch eine Verschlechterung zu verbuchen. Die Praxis zeigt uns eine große Vielfalt von Problemen auf.

Widmen wir uns also nun ein paar Lösungsansätzen, die einem Suchmaschinenoptimierer helfen können, seinen Kunden zufrieden zu stellen, die Erwartungshaltung seiner Kunden realistisch zu halten und Vertrauen aufzubauen.

Tacheles reden – Ehrlichkeit schafft Vertrauen

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Ich weiß das es unheimlich schwerfällt, wenn man einen Kunden an der Angel hat, zu zugeben, dass man diesen und jenen Bereich eigentlich nicht bedienen kann oder die eigene SEO-Agentur schlichtweg zu klein ist. Die großen Aufträge laufen ja sowieso über Ausschreibungen, aber manchmal verirrt sich so ein Aufwandsriese auch mal via Empfehlung direkt ins Büro.

Ich persönlich habe extrem gute Erfahrungen mit Ehrlichkeit und Offenheit gemacht. Auch wenn ich einem Kunden mal im Erstgespräch beichten musste, dass er sich doch für diesen und jenen Teil des Projekts lieber eine größere Agentur suchen sollte oder das wir den Auftrag wegen Auslastung nicht machen können, es war mir nie jemand böse. Und eigentlich habe ich dadurch auch keinen Kunden verloren. Im Gegenteil, die Kunden sind dann eher dankbar für eine ehrliche Einschätzung und eine fachliche Empfehlung. Auch wenn ich durch solche Weiterleitungen nicht direkt Umsatz gemacht habe, so habe ich bei einigen Kunden doch einen positiven Eindruck hinterlassen.

„Beratungsverbrenner“ gibt es immer wieder, aber ich habe auch erlebt, dass sich Kunden nach fast einem Jahr wieder gemeldet haben. So kam der Auftrag eben etwas verzögert zu Stande.

Lösungsansatz: Offen und ehrlich bleiben. Man sollte dem Kunden frei raus sagen, wie man die Lage oder ein Projekt einschätzt. Bei fehlenden Kompetenzen kann man dem Kunden auch ruhig sagen, dass man sich einen Profi Freelancer hinzu zieht oder diesen Teil outsourcen würde. Das ist auch nur menschlich. Nobody is perfect! Die Erstgespräche sind am wichtigsten und der erste Eindruck bleibt. Wenn man nur allwissend klugscheisst und angeblich alles kann und alles „kein Problem ist“, dann ist man entweder Gott oder ein Lügner. Der Kunde wird es einem auch danken, wenn man zum Beispiel auch offen und kritisch über die Zielsetzung oder die Budgetgröße spricht und Erfahrungswerte mit einbringt. Auch wichtig ist, dass man Sympathien und Kommunikation auslotet. Ein Kunde der sich schon im Erstgespräch als kompliziert rausstellt oder unsympathisch herausstellt, wird einem später alles andere als eine Freude machen. Es gibt nun einmal Menschen, die partout nicht mit einander können. Es ist stressfreier für alle Beteiligten, wenn man in einem solchen Fall schon vorzeitig die Bremse zieht.

Bei großen Agenturen sieht das man den vorhandenen Kompetenzen natürlich wieder ganz anders aus. Aber auch hier gilt: Ehrlich sein und den Kunden in seinem Sinne beraten. Das baut Vertrauen auf und kann der Grundstein für eine langjährige Zusammenarbeit sein.

Eine klare Sprache sprechen

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Fehlerhafte Kommunikation ist meiner Meinung nach einer der häufigsten Gründe, warum sich Kunde und Dienstleister zu weit vom gemeinsamen Nenner entfernen. SEOs hören sich allzu gerne selbst reden und schmeissen dabei mit Fachwörtern nur so um sich. Das macht sicher in der Kneipe Eindruck, aber dem Kunden vermittelt das nur eine Armada von Fragezeichen. Und man weiß nie, ob der Kunde nicht schon vorher an einen SEO geraten ist, der auch so blumig gesprochen hat und letztlich doch nur ein miserables Ergebnis abgeliefert hat. In einem solchen Fall kann ein Anfall von Fachchinesisch den Kunden nur noch mehr verunsichern und man drängt ihn in die Ecke des „dummen Unwissenden“.

Lösungsansatz: Auch wenn es aufwendiger ist: Man sollte sich die Zeit nehmen und dem Kunden alle notwendigen SEO-Maßnahmen in einer verständlichen Weise vermitteln, auch den Nutzen und den Mehrwert. Dabei sollte man auf Augenhöhe bleiben und zuhören. Dem Kunden ist es letztlich egal, wie das SEO-Tool heisst und wie der Suchmaschinenalgorithmus von Google funktioniert. Der Kunde will auch nicht wissen, welche SEO-Trends es gibt. Letztlich zählen nur Ergebnisse. Oft repräsentiert , wie schon oben gesagt, das Sekretariat oder ein anderer Branchenfremder das Unternehmen des Kunden. Hier ist eine verständliche Sprache noch wichtiger. Wenn man dem zuständigen Menschen dabei hilft, Notwendigkeiten, Maßnahmen und Zusatzleistungen auch noch beim Chef zu kommunizieren, dann steigen auch die Chancen der Auftragsvergabe. Wenn man es zusätzlich noch schafft, dass sich der Kunde verstanden und ernstgenommen fühlt, dann hat man zusätzlich zur guten Arbeit noch einen entscheidenden Pluspunkt gemacht: Vertrauen aufgebaut.

Diagnose Fehlinformationen  – mit Halbwahrheiten und SEO Mythen aufräumen

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Dies ist ein Problem, was mir immer wieder begegnet: Der Kunde hat bereits mit 100 SEOs gesprochen und weiß nicht mehr was er noch glauben soll und was von all dem Zeug wirklich wichtig ist. Und von den 100 SEOs waren dann 99 noch Stümper. Ihr könnt Euch sicher vorstellen, wie viel Welten der Kunde bereits besuchen musste. Noch schlimmer ist, wenn ein SEO dem Kunden bereits Vorgehensweisen in den Kopf gepflanzt hat. Ihr werdet mir zustimmen, dass das nicht nur nervig ist, sondern auch nervenraubend. Hier ist Feingefühl gefragt.

Lösungsansatz: Man sollte den Kunden abholen und nach und nach mit Vorurteilen aufräumen. Die meisten meiner Leser hier dürften ja wissen, dass es in der SEO Szene viele verschiedene Ansichten und Wissenslevel gibt. Ein Kunde der glaubt, dass man einfach ein paar Keywords in die Meta Angaben packt, muss aufgeklärt werden. Es ist nicht immer leicht und ich weiß auch, dass es starrköpfige Menschen gibt und Besserwisser usw. aber man sollte es versuchen. Möchte man einen Auftrag wirklich bekommen und mit dem Kunden längerfristig zusammenarbeiten, dann sollte es die Mühe wert sein. Und letztlich führt man den Kunden ja durch den Wissensaustausch auch schon an die eigene Arbeitsweise und die eigenen Schwerpunkte heran.

 

Den Kunden an die Hand nehmen

Vater mit Tochter auf einer Straße

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Ich weiß, dass sich das leicht daher gesagt liest, aber es ist so: Man sollte sich die Zeit nehmen, den Kunden ausführlich zu beraten und schon bei einer Angebotserstellung über notwendige und nicht-notwendige SEO Maßnahmen aufklären. Ich weiß, dass einige Kunden beratungsresistent erscheinen und man sich dann als Dienstleister eher zurücknimmt und froh ist, wenn das Angebot unterschrieben zurückkommt. Aber das ist der falsche Weg.

Der Kunde, sofern man ihn wirklich als Kunden haben möchte, hat ein Recht darauf ein faires Angebot zu bekommen. Nicht immer weiß die Kundenseite, welche Möglichkeiten SEO hergibt und welche verschiedenen Strategien es gibt. Und nicht immer weiß der Kunde, ob die Maßnahme die man ihm gerade zusätzlich verkaufen will wirklich notwendig ist. Transparente Beratung, flexible Betrachtungsweisen und ein Backup an verschiedenen Strategien lassen einem in einem glaubwürdigeren Licht erscheinen. Der Kunde weiß, dass wahre Kompetenz nicht durch die Anzahl der Fachbegriffe strahlt, sondern durch die Anzahl der verschiedenen Wege.

Lösungsansatz: Teamwork und Fairplay und der Kunde wird es einem danken. Manchmal gehen Projekte während der Durchführung in eine andere Richtung. Dann ist es wichtig, dass man reagiert und dem Kunden zur Seite steht. Es gibt gerade im Online Marketing etliche effektive Strategien und Möglichkeiten. Auch wenn sein eigenes Fachgebiet nicht dabei ist, man sollte dem Kunden auf andere Wege und Marketing Instrumente hinweisen, die ihn besser und zielgerichteter zum Erfolg führen können. Es ist auch nicht so schlimm, wenn die eigene Empfehlung nicht automatisch zu einem Folgeauftrag geführt hat. Viel wichtiger ist, dass der Kunde einem vertrauen kann und so ein Kunde wird immer wiederkommen.

Fazit:

Wie schon anfangs erwähnt, sind alle oben genannten Wege nur Vorschläge. Es sind weder alle Punkte, die vertrauensfördernd sind noch sage ich, dass sie allgemein gültig sind. Jeder Kunde und jeder SEO hat andere Erfahrungen gemacht und wird diesen Beitrag deshalb auch anders sehen. Ich warne auf jeden Fall davor, Dinge aufgrund dieses Artikels zu pauschalisieren. Ich denke, dass sich jeder in irgendeinem Punkt wieder findet, jedoch sollte man nicht alles wie einen strikten Leitfaden nehmen.

Viel wichtiger ist mir, dass dieser Beitrag auch ein bisschen beide Seiten und Sichtweisen ausleuchtet. Und auch wenn einige Maßnahmen, wie z.B. die Haftungsklausel, extrem und übertrieben wirken, so sind dies doch einleuchtende Mittel, wie sich die Kundenseite schützen kann. Und das auch völlig zurecht. Niemand möchte einfach so von einem Stümper abgezogen werden, der sich anschließend noch ungestraft davon machen kann. Ich halte den ersten Teil ehrlich gesagt für am wichtigsten.

Im zweiten Abschnitt gehen die Schutzmechanismen für SEOs nicht etwa unter, nein, ich sehe es eher so, dass Suchmaschinenoptimierer keinen Schutz brauchen, sondern eher Wege um das Vertrauen zu einem Kunden aufzubauen und so langfristig Kundenbindung zu betreiben. Die Überwindung der Wissensunterschiede und die Kommunikation auf Augenhöhe finde ich besonders wichtig.

Alles in allem bedarf es hier auch keinem großartigen Fazit. Dieser Beitrag lässt, wie so viele andere auch, Raum für die eigene Meinung und regt zum Nachdenken nach. Das muss man nicht mehr großartig kommentieren. Außerdem wird es demnächst (hoffentlich) eine Podcast Reihe geben, in der ich u.a. dieses Thema mit Michael Klems noch einmal ausführlicher diskutiere.

Außerdem: Wenn du es bis hierhin geschafft hast, dann hast du dir nach den ca. 3700 Wörtern jetzt definitiv eine Bildschirmpause verdient! 🙂