Eins vorweg: Es geht hier nicht um SEO-Skills, sondern um allgemeine Eigenschaften, die man in diesem Bereich mitbringen sollte.
Ich bin jetzt schon über 10 Jahre lang als SEO unterwegs. 10 Jahre sind – gemessen an der Internetzeit – eine sehr sehr lange Zeit. Nichts verändert sich schneller, als das Internet und seine Regeln. Allein Google nimmt pro Jahr über 600 Änderungen am Algorithmus vor – viele davon unbemerkt und nicht angekündigt. Schaut man sich einmal die offiziellen Google-Algorithmus-Updates der letzten 10 Jahre an, wird das Ausmaß der Änderungen und Wirkungsgrade deutlich.
Mit der Entwicklung der Ranking-Faktoren hat sich auch die Arbeitsweise in der Suchmaschinenoptimierung (kurz: SEO) stark verändert. Während es 1998, der Gründungszeit von Google, und danach noch effektiv war, einfach nur mit Keyword-Dichte oder Blackhat-Praktiken zu arbeiten, ist dem 2010 – 2012 mit dem Panda– und Pinguin-Update ein erster Qualitätsriegel vorgeschoben worden. Auch andere Praktiken, die sich bis dato bewährt hatten, haben im Laufe der Jahre Ihre Wirksamkeit aufgrund von Algorithmus-Updates und Rankingfaktor-Metriken verloren.
Das Meiste, was an SEO-Wissen heute kursiert, ist leider veraltet oder basiert auf Halbwissen oder Hörensagen. Das fängt bei Meta-Keywords an und hört bei Kommentar-Spam auf. Ich möchte deshalb in diesem Beitrag hier einmal aus meiner Sicht darlegen, was einen SEO im Jahr 2021 eigentlich ausmacht und was er oder sie an Fähigkeiten und Eigenschaften unbedingt mitbringen sollte. Schon allein der Page Speed (Ladezeit einer Website) hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Und das ist beispielsweise 100% Technik.
Deshalb ist es heute gar nicht so selten, dass man innerhalb der SEO-Szene viele unterschiedliche Menschen mit unterschiedlich ausgeprägter Spezialisierung trifft. Es gibt die Techniker, die Strategen und die Content-Götter. Aber nur wenn alle zusammenarbeiten, kann SEO erfolgreich sein.
Vielleicht kann ich damit etwas dazu beitragen, 1. die allgemeine Erwartungshaltung an den Job zu normalisieren und 2. die Wirkungsweise von SEO etwas besser zu verstehen. In unserer Branche ist SEO zwar schon lange nicht mehr der Mittelpunkt des Onlinemarketings, allerdings rücken immer wieder neue junge und interessierte Menschen nach, die in diesem Bereich arbeiten möchten.
Nachfolgend habe ich einige grundlegende Eigenschaften aufgeführt, die man als (angehender) SEO idealerweise mitbringen sollte oder die von Vorteil sind.
Inhaltsverzeichnis
Technisches Grundverständnis
SEO erfordert und erforderte schon immer ein starkes technischen Verständnis, z.B. davon wie Inhalte indexiert und verarbeitet werden oder Suchmaschinen Rankingfaktoren auf die Suchergebnisseiten (SERP) anwenden. Falls Du hier einen Einstieg brauchst, habe ich einen Artikel hier Blog: Funktionsweise von Suchmaschinen.
Es gehört aus meiner Sicht zum Basiswissen von SEO, dass man diese technischen Abläufe verinnerlicht und versteht. Weil man nur so an Faktoren optimieren kann, die rein technischer Natur sind. Zusammenhänge und Korrelationen sind sehr wichtig. Und ich würde hier einmal behaupten, dass der Anteil von Content und Technik mindestens bei einer Gewichtung von 40% – 60% liegt.
Viele Fehler, auf die man bei der Optimierung von Webseiten stößt sind technischer Natur, z.B. „noindex / nofollow) nach einem Website-Relaunch, vergessene 301-redirects oder andere „vergessene“ Faktoren, die nicht das Ranking beeinflussen, sondern die Indexierung der Inhalte an sich.
Strukturiertes Arbeiten
Vor allem bei sehr großen Webseiten wird das Crawling mit SEO-Tools oder die Darstellung in Excel-Listen schnell eine Mammut-Aufgabe und die To-Do-Listen wachsen ins Unermessliche. Hier ist strukturiertes Denken und Arbeiten unbedingt wichtig.
Auch hilft das SEO-Basiswissen (Content, Faktoren und Technik) dabei, bestimmte Prioritäten zu setzen, sodass man die Optimierungspotentiale auch mit der richtigen Reihenfolge abarbeitet.
Steile Lernkurve & Offenheit für Neues
Wie ich schon im Intro erwähnt habe verändert sich das Web 2.0 und auch SEO ständig und teils sehr schnell. Auch gibt es immer wieder neue Techniken und Strategien, die erfolgreich sein können. Die Lernkurve sollte daher steil sein und man sollte sich generell für alle neuen Themen zumindest soweit öffnen, dass man die Bedeutung der eigenen Arbeit einordnen kann. Es gibt eigentlich nichts schlimmeres, als in seiner Bubble stehen zu bleiben. Stay hungry!
Teamfähigkeit und Kooperation
Das ein SEO ein erfolgreicher Alleingänger ist mag vielleicht noch bei Websites gelten, die 5 Unterseiten und ein lokales Einzugsgebiet haben. Bei größeren Projekten ist jedoch mehr gefragt, als ein SEO-Rundumblick und ein paar Handgriffe.
Teamfähigkeit ist meiner Meinung nach ein absolutes Muss, um erfolgreich und effektiv SEO zu betreiben. Techniker, Programmierer oder Content Creators müssen unter einen Hut gebracht werden. Und zwar so, dass jede Meinung zählt und keine Konflikte entstehen. Auch weil beispielsweise die Content-Produktion auch mal beim Kunden liegen kann, muss man hier diplomatisch und kooperativ sein.
Die Ansichten und Ziele von Kunden sind nicht immer konform mit der Arbeitsweise in der SEO. Kompromisse sind gefragt!
Respekt und Demut vor der Arbeit anderer
SEO ist nicht der Mittelpunkt der Welt! Es gibt etliche tausende andere Praktiken und Akquisitionsstrategien, mit denen man heute erfolgreich sein kann. Arroganz oder das Herabwürdigen der Arbeit anderer ist absolut fehl am Platz!
Es gibt Menschen, die schreiben die besten Texte der Welt. Es gibt Web-Designer, die bauen die nutzerfreundlichsten Frontends und es IT´ler die Dir womöglich einmal sagen werden, „dass es nicht geht“. Es gibt keine eierlegende Wollmilchsau!
Respektiere, dass es andere Menschen gibt, die selbst bei einem SEO-Projekt Bedeutung haben und deren Arbeit ebenso wichtig ist. Auch kann es manchmal Entscheidungen geben, die dir nicht unbedingt ins Weltbild passen. Nur mit Teamgeist, Kompromissfähigkeit und Kooperation kann man das bestmögliche aus den Potentialen herausholen.
Argumentationsfähigkeit
Im Team und auch in der Kundenarbeit sind schlüssige Argumente alles. Es reicht nicht aus dem Hörensagen oder dem Bauchgefühl zu schöpfen. Ein solides Projekt braucht solide Argumente für Entscheidungen in Bezug auf Handlungsempfehlungen und Projektierung. Expertise ist gut, fundierte Argumente sind besser!
Analytisches Denken
Schon im ersten SEO-Audit muss man nicht nur SEO-Tools bedienen können, sondern auch analytisches Denken an den Tag legen. Analytisches Denken hilft auch dabei, o.g. Argumente zu erarbeiten oder aber, z.B. mit Hinblick auf zu erwartende Erfolge oder das Kundenbudget, Prioritäten anders zu setzen. SEO-Checklisten sind ok, eigenes analytisches Denken ist 10 Mal besser!
Kundenziele und unternehmerisches Denken (von Vorteil)
Jeder Kunde hat eigene und teils sehr individuelle Ziele, die er mit SEO erreichen möchte: von Reichweite, über Akquisition bis hin zu bloßer Rankingverbesserung. Es ist – wie auch bei anderen Onlinemarketing-Maßnahmen wie SEA o. SMM – von Vorteil, diese teils unternehmerischen Gründe zu verinnerlichen und in Maßnahmen ableiten zu können.
Es ist auch nicht selten, dass ein Kunde A sagt aber B meint. Das Verständnis von unternehmerischen Zielen kann also nicht nur dabei helfen, den Kunden nicht nur optimal zu beraten, sondern auch ihm wenn nötig den SEO-Gedanken auszutreiben wenn es doch ganz andere Kanäle sind, die der Kunde zur Zielerreichung eigentlich braucht.
Geduld & Liebe zur Performance
Zu guter Letzt sollte man bei SEO natürlich ein heisses Feuer und Liebe für Performance mitbringen. Man sollte sich nie mit Position 5 zufrieden geben, wenn auch Position 1 – 3 realistisch erreichbar sind. SEO macht sich nicht über Nacht von selbst. Man braucht viel Geduld, Zeit und etwas von allem hier gesagtem, um Kundenziele zu erreichen.
Und natürlich ist es auch die Liebe zur Sache und die Begeisterung, die einen letztlich voran- und antreibt.
Fehlt dir hier noch eine wichtige Eigenschaft? Dann freue ich mich auf Deinen Hinweis!