Ich habe gerade bei Xing eine angeregte Diskussion hinter mir. Dieses “Event” möchte ich gerne als Aufhänger für meinen ersten Beitrag nehmen.
Das Thema war ungefähr so: “SEO – Was macht Sinn? Auf was kann verzichtet werden?”
Erstaunlicherweise kamen alle Beteiligten SEO (Search Engine Optimizer – ja so schimpft sich das) letztlich überein, dass die “Suchmaschinenoptimierung” von der wir heute sprechen, eigentlich nicht mehr sooooo viel mit dem klassischen SEO zu tun hat bzw. das sich der Aufgabenbereich sehr verändert hat. Das mag an vielen verschiedenen Dingen liegen. Auf einige möchte ich in diesem Beitrag gerne eingehen.
Inhaltsverzeichnis
Da muss ich jetzt ausholen.
Google hat ja über die Jahre nicht nur seine Algoritmen weiterentwickelt und verändert, sondern auch den generellen Anspruch an Websites.
Am 02. Oktober 2012 hat Google seine Richtlinien für Webmaster aktualisiert. Darin geht es um Qualitätsrichtlinien, technische Richtlinien und Richtlinien zur Gestaltung und Content. Also konkrete Hinweise auf ein besseres Ranking, sofern die Webmaster den Empfehlungen folgen. Den technischen Schnick-Schnack und alle Einzelheiten könnt Ihr hier selbst nachlesen. Letztlich lassen sich aber alle Neuerungen der Richtlinien für mich in einem Satz zusammenfassen:
“Google ist bestrebt, seinen Nutzern möglichst relevante Suchergebnisse und eine großartige Nutzererfahrung zu bieten. “
“Webspam Content Violations” – die Kampfansage an SEO
Was bei den “Webmaster Richtlinien” auffällig ist: Als Erstes springt einem dieses Video ins Auge. Das Google gekaufte Links abstraft und schon diverse Algoritmus-Updates wie “Venice” , “Panda”, “Freshness” und “Pinguin” die SEO-Welt durcheinander gebracht haben, ist auch nichts Neues. Neu für mich ist aber, dass Google hier ganz offensichtlich kommuniziert: “Versuch uns nicht zu bescheissen und dafür bekommst du ein besseres Ranking”. Da ist er wieder dieser Satz: “Google ist bestrebt, seinen Nutzern möglichst relevante Suchergebnisse und eine großartige Nutzererfahrung zu bieten.“
Aber wieso macht Google das?
Diese Frage lässt sich völlig logisch und ohne Wissenschaft erklären: Google ist heute eigentlich DIE Suchmaschine überhaupt. Und so viele Nutzer Google hat, gibt es eben auch eine Menge Leute, die mit dem Internet und Google Geld verdienen. Letztlich gehören auch wir Suchmaschinenoptimierer dazu.
“Wir optimieren Webseiten so, dass sie von Nutzern besser gefunden werden oder so, dass sie besser gerankt werden?”
Ich kann und will nicht sagen, dass ein seriöser SEO nur mit unlauteren Mitteln arbeitet und Google vorsätzlich täuscht, aber wir können davon ausgehen, dass es passiert und das es Google nicht passt. Und weiter können wir davon ausgehen, dass eine Menge Suchergebnisse künstlich verbessert wurden oder gar manipuliert. Wir erinnern uns hier mal kurz an 2006. Amazon z.B. hat seine enorme Internetpräsenz nicht allein durch Content und Relevanz aufgebaut. Mit den Konkurrenzkämpfen die im AdWords Bereich toben fang ich erst gar nicht an. Jeder der nur annähernd mit meiner Branche zu tun hat weiss: Wir sind im Krieg.
Die Sache ist die: Google hat längerfristig nichts davon, wenn seine Nutzer nur noch irrelevante oder irreführende Suchergebnisse bekommen. Google produziert keinen Content, sondern verlinkt nur darauf. Ein so genannter Content Provider.Das ist bei der Suchmaschine so und auch bei Youtube. Es ist wichtig, dass die Nutzer möglichst genaue Suchergebnisse bekommen. Sonst würden die Nutzer längerfristig gesehen irgendwann auf andere Suchmaschinen ausweichen (Ich persönlich finde, Bing hat sich sehr gut gemausert). Und dann würde das gesamte Geschäftsmodell von Google seinen wichtigsten Nährboden für Werbeeinnahmen verlieren: Nutzer! Und das allerwichtigste: Wenn die fehlgeleiteten Nutzer ohne solche Änderungen irgendwann ihr Suchverhalten ins absolut Unlogische ändern, dann macht das ganze Werbenetzwerk von Google & Co. keinen Sinn mehr. Denn das basiert wiederum auf einem ganz normalen Prinzip: Worten aka Keywords (und vielleicht noch ähnliche Worte oder Synonyme). Google möchte den Werbetreibenden wenn möglich einfache Keywords anbieten können, die auf relevante Suchanfragen zutreffen und umgekehrt. Da nützt es wenig, wenn die Nutzer anstatt “Computerladen” “seriöser Computerladen der auch das bietet was ich suche und in meiner Nähe ist” suchen. Ich denke es ist klar was ich meine.
Und da ist der Punkt.
Natürlich wird sich der SEO-Prozess den Anforderungen der Suchmaschinen angleichen, aber ich sehe da eine sehr starke Tendenz in Richtung Content und Usability.
Wir werden in Zukunft weniger technisches SEO betreiben, dafür aber Content und Mehrwert für Nutzer produzieren, die uns einen organischen Vorteil bei den Rankings verschaffen. Denn das will Google. Und das wäre wiederum die Aufgabe von Journalisten, Schreibern und Community-Managern. SEO wird sich in Zukunft mit Content- und User-Strategien auseinandersetzen müssen, auch wenn die klassische Onpage-Optimierung wohl niemals aus der Mode kommen wird. Linkbuilding ist jetzt schon eine eigene Industrie und mit hohem Geldaufwand verbunden. Für mich ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Algoritmen soweit ausgereift sind, dass es ein Wunder braucht um nicht mehr abgestraft zu werden. Also fraglich, ob man in Zukunft da überhaupt noch ungesehen rumwerkeln kann. Linkbaiting wird eins der neuen Zauberworte werden und der Rückgang zum guten alten Mehrwert, nämlich relevante Inhalte, wird unausweichlich. Ich halte ja das neuerliche “Content ist King” – Geschwafel für übertrieben, aber im Grunde ist es genau das was Nutzer heute noch zu einem Dialog oder Conversion bewegt: relevanter Inhalt. Organische Suchergebnisse wurden vertrauenswürdiger als Anzeigen und das weil die Nutzer müde geworden sind und immun gegen vieles, was die Marketingmaschinerie hergibt. Ich meine, wer von Euch nimmt denn noch ein Pop-Up-Fenster als frohlockende, seriöse Werbebotschaft wahr? Jedoch ist eins klar: Irgendjemand muss die Masse der Informationen für uns filtern und nach “Relevanz” sortieren. Das machen Medien, das macht auch Google. Ob die richtigen Ergebnisse gefiltert werden, das ist eine andere Frage.
Wir merken: Mit dem eigentlichen Begriff und dem Aufgabenbereich der Suchmaschinenoptimierung hat das aus technischer Sicht nicht mehr viel zu tun. In Zukunft wird mein Beruf wohl “User-Content-Optimization-Consultant” oder Onpage Optimierer mit Zusatzqualifikation in Community Management und User-Related-Content heissen…klingt doch auch viel wichtiger oder?
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Marcel Schrepel ist Geschäftsführer der Performance-Marketing-Agentur trust in time in Berlin. Marcel studierte Wirtschaftskommunikation und ist überzeugter Slow-Blogger, Fachautor und schreibt Artikel über SEM, Kommunikation und die moderne Welt des Web 2.0.
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