Sorry, kein SEO für dich

Die Anfragen häufen sich, die Margen sind gut. Eigentlich möchte ich mich nicht beschweren.
Wenn ich nicht so verdammt hart auf Kundenseite spielen und mein eigener Anspruch irgendwo neben der ISS kreisen würde.

Erst neulich habe ich wieder einen SEO-Auftrag abgelehnt. Nicht etwa weil die Bezahlung schlecht war oder das Projekt am Rande der Unmöglichkeit. Nein, es lag einfach daran, dass auch SEO den Kunden nicht wirklich weiter gebracht hätte.

Usability comes first!

Das klingt jetzt nicht neu, doch nicht umsonst predigt Google schon seit Jahren, auch auf die Nutzerfreundlichkeit zu achten. Wenn diese nämlich gut ist, sind niedrigere Absprungraten und eine hohe Verweildauer dein Freund. Jedoch gibt es immer noch genug Seiten im Netz, die scheinbar seit den 90er Jahren nicht mehr renoviert wurden oder jedenfalls so aussehen. In der Fülle an Seiten und ausgeklügelten Landingpages, dürfte es für die „Zurückgebliebenen“ schwierig werden zu überzeugen.
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Aber verbildlichen wir das Problem doch mal anhand eines fiktiven Beispiels:
Szenario 1: Stellen wir uns doch mal einen normalen Internetnutzer vor. Nennen wir sie Kerstin Krokant. Kerstin ist auf der Suche nach einem Spielzeug für ihren Hund. Kerstin liebt ihren Hund sehr. 
Sie gibt bei Google „Spielzeug für Hunde“ ein und durchstöbert die erste Seite der Google SERP. Dabei stößt sie auf Platz 9 auch auf die Seite, deren SEO-Auftrag ich abgelehnt habe. Kerstin klickt auf der Seite umher und schließt sie schleunigst wieder. Letztendlich bestellt Kerstin bei einem Onlineshop der bei ihrer Suchanfrage auf Platz 3 gerankt war. Preislich sind sich allerdings alle Onlineshops ähnlich.
Szenario 2: Kerstin vollführt die selbe Suchanfrage und ich hatte aber den SEO-Auftrag angenommen. Kerstin findet die Seite auf Platz 2. Und trotzdem klickt sie die Seite schnell wieder zu und bestellt das Hundespielzeug bei einem Onlineshop der auf Platz 8 rankt. Preislich waren jedoch fast alle gleich.

Was ist passiert?

Kerstin steht in meinem Beispiel repräsentativ für viele Onlineshopper. Zwar fällt unsere Kaufentscheidung im Internet etwas schneller als im realen Leben, jedoch lassen wir uns auch dort überzeugen und in Sicherheit wiegen. Kerstin liebt ihren Hund sehr, d. h. sie hat einen emotionalen Antrieb und möchte natürlich nur das Beste kaufen. Das ist bei allen Produkten so, die einen hohen emotionalen Wert haben wie z. B. Babyprodukte oder auch Kosmetik. 
Wir sehen auch, dass die Position der Webseite keinen Einfluss auf das Kaufverhalten hatte, egal ob die Seite unter den Top 3 oder auf Platz 9 rankt.
Unsere Beispielseite aus den „90er Jahren“ steht für Seiten, die optisch nicht ansprechend sind und wenig nutzerfreundlich, d. h. sie haben keine einfache Gliederung und zu viele verschachtelte Unterseiten. Diese Seiten haben meist keine schlüssige Bildwelt und vermitteln keinerlei Mehrwert. Responsive Design ist ein Fremdwort. Nutzer haben Orientierungsprobleme und werden schnell ungeduldig. Das hat Kerstin natürlich weder emotional angesprochen, noch hat sie schnell gefunden was sie gesucht hat.
Nutzer vergleichen!
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Der Onlineshop bei dem Kerstin letzlich gekauft hat, hatte die selben Preise wie mein „90er Jahre“ – Beispiel. Die Ware ist identisch und auch die Konditionen sind ähnlich. Aber der Onlineshop, bei dem die Kaufentscheidung gefallen ist, hat Kerstin optisch und emotional angesprochen. Sie wurde durch eine klare Navigation geleitet und durch immer wiederkehrende Impulse zum Kauf angeregt. Er hatte eine Bildwelt die sich mit Hunden und deren Bezug zu Spielzeug und Zubehör auseinandersetzt. Außerdem konnte Kerstin das gekaufte Produkt auch von unterwegs auf ihrem Smartphone abrufen und ihren Freunden zeigen.

Warum SEO da auch nicht hilft

Zurück zur Ausgangssituation: Ich habe den SEO-Auftrag abgelehnt, weil auch eine OnPage Optimierung das Grundproblem nicht gelöst hätte. Ich hätte natürlich den Auftrag annehmen können und das Ranking verbessert, doch auch eine bessere Position in den SERP hätte Kerstin wohlmöglich nicht zum Kauf bewegt. Sicherlich hätte ich mit Suchmaschinenoptimierung den Traffic erhöht und sicherlich wären die Verkäufe auch gestiegen, aber grundsätzlich ändert sich nicht das eigentliche Problem der Seite.
Wir müssen uns an dieser Stelle vor Augen halten, dass der Wettbewerb im Internet groß geworden ist. In fast jeder Nische gibt es bereits etliche Dienstleister und Onlineshops die mit einander konkurrieren. Und die Kunden vergleichen, und das können sie gut!
Bei Seiten mit solch extremem Grundproblemen hilft nur noch ein Neubau oder „Entkernen“.

Happy End

Ich habe den Kunden übrigens davon überzeugen können, dass reine SEO Geldverschwendung wäre und zu einem Neubau mit anschliessender SEO geraten. Da wir auf so etwas spezialisert sind, habe ich den Auftrag dann doch angenommen, d. h. Webseiten-Neubau und anschließend SEO. Damit kann ich auch langfristig super leben und dem Kunden bringt es auch was. Alles richtig gemacht!